Mit einer schwungvollen Bewegung glitt der feuchte Stoff über den Tisch und entfernte die letzten Krümel und Unreinheiten, die darauf zurückgeblieben waren. Anschließend zupfte ich ein wenig an der roten Tischdecke herum und erst, als ich mit meinem Werk zufrieden war, ließ ich wieder davon ab. Meine Schicht heute dauerte bereits drei Stunden und in der Zwischenzeit hatte sich das Café in unregelmäßigen Abständen mehrmals gefüllt und wieder geleert.  Gerade erst hatten wir die letzte Hochdruckphase hinter uns gebracht und allmählich lichteten sich die Tische wieder. Heute war ein gut besuchter Tag und ich war zuversichtlich, dass das eine gute Stange Trinkgeld bedeuten würde.

Lautes, tiefes Gelächter durchzog den Laden und ich verdrehte genervt die Augen, als ich mit dem Lappen etwas heftiger als nötig auf dem Tisch herumwischte. Drei Stunden…

Drei Stunden, in denen diese ungehobelten, unfreundlichen Kerle den Laden betreten und seitdem immer noch nicht wieder verlassen hatten. All die Zeit belagerten sie die Sitzbank in der hintersten Ecke, verschreckten neue Kunden mit ihren grimmigen Blicken und unterhielten sich in einer solchen Lautstärke, als wollten sie selbst den Laden um die Ecke noch von ihrer Unterhaltung in Kenntnis setzen. Und als wäre das alles noch nicht geschäftsschädigend genug, schienen sie nicht einmal an unserem Warenangebot interessiert zu sein. Vor drei Stunden hatte ich ihre erste und auch einzige Bestellung, die sie mir unfreundlich entgegen geplauzt hatten, aufgenommen, für jeden ein Glas Wasser und ein belegtes Brötchen, was jedoch bis jetzt noch so gut wie unangerührt vor ihnen stand. Ich konnte mir wahrlich keinen Reim auf das merkwürdige Verhalten dieser Männer geben. Ich hoffte einfach nur, dass sie endlich wieder verschwinden würden.

Ich stieß ein leises, frustriertes Seufzen aus, schnappte mir das dreckige Geschirr, welches noch auf dem nun leeren Tisch vor mir stand und nahm mir vor, mich einfach nicht länger stören zu lassen. Schließlich war ich eine professionelle, geduldige Bedienung und würde mich von solchen Idioten nicht weiter aus dem Konzept bringen lassen. Mit einem tiefen Atemzug schloss ich die Augen und richtete mich langsam wieder auf. Atemübungen sollten in solchen Situationen wahre Wunder bewirken, zumindest hatte ich das mal irgendwo gelesen. Langsam und konzentriert ließ ich die Luft also aus meinen Lungen entweichen und wollte mich soeben wieder von dem nun sauberen Tisch abwenden, ehe mich jedoch unvorbereitet etwas Hartes in der Seite traf und ins Stolpern brachte. Während ich versuchte, mein Gleichgewicht wiederzufinden, rutschte mir das dreckige Geschirr aus den Händen und zerbrach unter lautem Scheppern auf dem Fußboden. Das durfte doch nicht wahr sein!

 

Geschockt und mit offenem Mund starrte ich einen Moment fassungslos auf die Scherben zu meinen Füßen, ehe ich mit wütendem Blick zu der Person aufsah, die mich gerade einfach so gerammt hatte.

„Upps, sorry, Süße“, meinte der großgewachsene Junge neben mir und schenkte mir ein entschuldigendes Grinsen. Die Wut verpuffte so schnell, wie sie gekommen war und mir klappte die Kinnlade runter, als ich letztendlich erkannte, wer hier vor mir stand.

Braungebrannte Haut, zurückgebundenes, von der Sonne gebleichtes Haar, freundliche, türkise Augen und das wahrscheinlich tollste Lächeln auf der ganzen Welt… Dakota Ferling.

Ich stand wie erstarrt vor ihm, blinzelte mit geöffnetem Mund zu ihm auf und war absolut unfähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.

Während ich einfach so dastand, ihn anglotzte wie ein Fisch und wahrscheinlich dabei war, mich bis auf die Knochen zu blamieren, hörte ich plötzlich ein leichtes Räuspern im Hintergrund, welches eindeutig von Pia herrührte und ich schreckte plötzlich hoch, wie ein verstörtes Reh.

„A… Ach, kein Problem. H…Hallo Dake“, stotterte ich mehrere Oktaven höher und hätte mir im nächsten Moment am liebsten selbst auf den Hinterkopf geschlagen. Ich stellte mich schon wieder an, wie der erste Mensch. Peinlich berührt kniete ich mich mit gesenktem Kopf hin und begann, mit schnellen Bewegungen die Scherben vor mir einzusammeln.

„Kennen wir uns?“, fragte er neugierig und kniete sich neben mich, um mir beim Aufsammeln zu helfen. Ich spürte, wie sich mein Herzschlag unwillkürlich beschleunigte und verschluckte mich beinahe an meiner eigenen Spucke, während ich von Sekunde zu Sekunde immer nervöser wurde.

„E…Ehm, naja, flüchtig“, sagte ich so schnell, dass ich mich beinahe verhaspelte. „Ich heiße Mila May und arbeite für unsere Unizeitung. Ich habe dich in der letzten Ausgabe für den Sportteil interviewen dürfen.“

„Achja, ich erinnere mich. Karla Kolumna, die rasende Reporterin“, meinte er fröhlich und kicherte daraufhin über seinen eigenen Witz. Ich stieß ein so lautes und atemloses Lachen aus,  weil ich annahm, dass er diese Reaktion erwartete, dass es mir schon fast die Tränen in die Augen trieb. Ob er meine leichte Hysterie bemerkte?

Er zog angesichts meiner etwas heftigen Reaktion irritiert eine Augenbraue nach oben, grinste aber nach wie vor sein wunderschönes, schiefes Lächeln. „Er war übrigens echt gut. Also der Artikel.“

Ich kicherte und spielte nervös mit einer losen Haarsträhne, die mir ins Gesicht hing. „W… Wirklich? Vielen Dank“, sagte ich leise und stellte ausnahmsweise einmal nicht richtig, dass es eigentlich Peggys Artikel war, den er letztendlich in der Zeitung gelesen hatte.

„Also dann, nochmal sorry wegen der ganzen Scherben hier. Ich muss dann los“, verabschiedete er sich und legte seine aufgesammelten Reste auf den Tisch vor uns. Ich versuchte einmal tief durchzuatmen und mein immer noch wild klopfendes Herz zu beruhigen. Schließlich war ich eine erwachsene, reife Frau, die ein einfaches Gespräch mit einem attraktiven, jungen Mann  führen konnte, ohne sich direkt wie eine Geisteskranke aufzuführen. Eine erwachsene, reife Frau, die ihren Gesprächspartner als Bestätigung gerade angequickt hatte!

Er wandte sich zum Gehen und ging schnellen Schrittes auf den Ausgang zu, jedoch nicht ohne sich noch einmal lächelnd zu mir umzudrehen. Verträumt zupfte ich am Saum meiner Schürze, ehe mir jedoch einfiel, dass ich mich noch gar nicht verabschiedet hatte. Und das Letzte, was er von mir gehört hatte, durfte niemals im Leben dieses peinliche Quicken gewesen sein! Im Nachhinein betrachtet, hätte ich es wohl doch lieber dabei belassen sollen.

Wie von der Tarantel gestochen, sprang ich wieder auf die Beine und ignorierte das lautstarke Klirren, als die aufgesammelten Scherben wieder achtlos zu Boden rieselten.

 „Ciao Dake!“, rief ich ihm hinterher und wedelte so heftig mit den Armen, dass es mich nicht wundern würde, wenn sie direkt aus ihren Gelenkpfannen springen würden. „Ciiiaaaaaaaahaaaaoooo!!“

 

Der Himmel badete in einem Farbenspiel aus Orange-, Rot- und Lilatönen, als die Sonne noch einmal ihre letzten Strahlen ausstreckte, ehe sie endgültig im Horizont versank. Der Abend war angenehm warm, ganz typisch für einen Juniabend und auch die Straßenlaternen strahlten bereits um die Wette, obwohl der helle Himmel das noch gar nicht notwendig machte.

Ich schlenderte ziemlich geschafft den Bürgersteig entlang und freute mich auf mein wohlverdientes, weiches Bett. Der heutige Tag war wahrlich anstrengend gewesen, erst ein harter Vormittag in der Uni, anschließend mein aufgezwungener Shopping-Trip und zu guter Letzt die nervenaufreibende Schicht im Café. Doch trotz allem hatte der Tag auch etwas Gutes für mich bereitgehalten. Immerhin hatte ich Dake wiedersehen können…

Unser Interview war mittlerweile einen knappen Monat her und nie hatte ich Peggy für einen Auftrag derartig gedankt, wie für diesen einen. Ich hatte bis dato schon eine Menge von dem attraktiven Sportstudenten gehört. Ich wusste, dass er gut aussah, charmant und erfolgreich war. Zahlreiche Titel und Auszeichnungen hatte er im Namen der Universität errungen und man verehrte ihn dafür. Das alles beeindruckte mich, sicher, aber wirklich angefangen ihn zu bewundern, gar für ihn zu schwärmen, hatte ich erst, als ich ihn interviewen durfte.

Eigentlich hatte ich zunächst mit einem großspurigen Egozentriker gerechnet, schließlich gab es nebst zahlreichen Bewunderungen auch eine Menge Gerüchte, die an der Uni über ihn hausierten. Aber erstaunlicherweise stellte sich das ziemlich schnell als blanker Unsinn heraus.

Wer auch immer es gewagt hatte, ihn als ungehobelten Schürzenjäger zu bezeichnen, war entweder schwer gestört, oder einfach nur neidisch auf seinen bisherigen Erfolg.  Schließlich hatte er unser ganzes Interview über ein tadelloses Benehmen an den Tag gelegt.

Natürlich war er zwar mehr als freundlich und charmant gewesen, vielleicht sogar ein wenig kokett, aber er hatte nicht ein einziges Mal versucht mich anzubaggern oder gar begonnen wild mit seinem Können zu prahlen. Stattdessen blieb er die ganze Zeit über höflich und diskret, konzentrierte sich vollends auf meine Fragen und beantwortete alles so ausführlich wie möglich, ohne jedoch sinnlos dabei zu übertreiben. 

In diesem Zeitraum hatte ich einen Blick hinter die Fassade des erfolgreichen und beliebten Sportlers erhaschen können und den Mann dahinter kennengelernt.

Und von da an war es um mich geschehen.

 

Manche mochten es vielleicht als albern oder gar schwachsinnig bezeichnen, in meinem Alter noch so für jemanden zu schwärmen, aber ich konnte nichts dagegen tun. In dem kleinen, tristen Dorf, in welchem ich aufgewachsen war, waren gleichaltrige, geschweige denn attraktive Jungs prinzipiell Mangelware gewesen.

Zwar war es im Laufe meiner Schulzeit durchaus vorgekommen, dass ich hin und wieder die ein oder andere Beziehung mit einem der Jungs führen konnte, allerdings waren diese immer eher oberflächlich und langweilig verlaufen. Wie sollte man auch engere Gefühle zu jemand aufbauen, der mit seinem Charme und Balzverhalten lediglich mit den Eseln auf der Koppel konkurrieren konnte?  Es war im wahrsten Sinne des Wortes zum Mäuse melken!

Aber Dake… Ja, Dake war anders. Er war genau das, was ich mir immer an einem Mann gewünscht hatte. Er war gut aussehend, gebildet, freundlich, charmant und wusste ganz genau, was er wollte. Er strahlte eine gute Mischung aus Selbstbewusstsein und Leichtigkeit aus und schaffte es damit problemlos sein Gegenüber vollständig in seinen Bann zu ziehen.  

War es demzufolge nicht fast schon unausweichlich, dass man sich früher oder später einfach nur Hals über Kopf in diesen Kerl verlieben konnte? Mir entwich ein verträumtes Kichern und nur unter Zwang gelang es mir, mich noch weiter auf den Weg unter meinen Füßen zu konzentrieren, ehe ich letztendlich noch vor eine Laterne lief.

 

Ich atmete einmal tief durch und versuchte mich wieder ein wenig von meinen Schwärmereien abzulenken. Schließlich hatte ich mir für den heutigen Tag bereits mehr als genug Peinlichkeiten eingehandelt.

Das Blut schoss mir in den Kopf, als ich mich nicht nur an die unangenehme Situation mit meinem neuen, hauseigenen Folterinstrument, sondern auch an meinen demütigen Auftritt vorhin im Café erinnerte, wo ich mich nach bester Manier nicht nur vor Dake, sondern auch vor der versammelten Kundschaft blamiert hatte!

Ich war eine erwachsene, intelligente, junge Frau und schaffte es dennoch nicht einmal ein paar vernünftige Sätze mit ihm zu wechseln, ohne mich direkt wie eine Gestörte aufzuführen. Und obendrein musste ich ihn natürlich auch noch in solcher Inbrust verabschieden, als wollte ich neuerdings ganze Flugzeuge einwinken. Schöne Aktion Mila…

Doch richtig peinlich wurde es für mich erst, als Dake den Laden bereits verlassen und ich mich in meiner wilden Winkerei halbwegs wieder eingekriegt hatte. Denn nach kurzer Zeit wurde mir allmählich bewusst, wie merkwürdig still es im Café geworden war. 

Nicht ein einziger Kunde schien sich mehr zu unterhalten, nicht einmal diese unverschämten, großkotzigen Gangster-Typen gaben auch nur noch irgendeinen Mucks von sich. Stattdessen waren alle Blicke auf mich gerichtet, als hätte ich mich vor aller Augen plötzlich in ein stepptanzendes Einhorn verwandelt. Im Nachhinein betrachtet, wäre mir diese Variante wahrscheinlich um einiges lieber gewesen.

Die Stille hielt nämlich nicht allzu lange an und nach bereits nur wenigen Augenblicken des betretenen Schweigens war der ganze Laden in wildem Gelächter und Gegröle ausgebrochen. Scheinbar war meine Vorstellung der dümmlich verliebten Henne der Schrei des Tages und jeder amüsierte sich köstlich darüber. Natürlich jeder, außer mir selbst. Als könnte sowas nicht jedem Mal passieren…

 

Plötzlich wurde ich jedoch in meinen Gedankengängen unterbrochen, als ich aus der Ferne einen panischen Aufschrei hörte und erschrocken hielt ich in meiner Bewegung inne.

„HILFE“, kreischte es erneut und eilig versuchte ich zu erkennen, aus welcher Richtung der Ruf gekommen war. Als ein zweiter, noch verängstigterer Schrei ertönte, nahm ich meine Beine in die Hand und beeilte mich, den Eingang des Parks zu meiner Linken zu erreichen, um der panischen Stimme zur Hilfe zu kommen.

Ich hatte gerade das große, schwarze Parktor durchquert, als ich auch bereits die Quelle des Lärms ausfindig machen konnte und abrupt in meiner Bewegung innehielt.

Ich wusste nicht wirklich, womit ich eigentlich gerechnet hatte, wahrscheinlich mit einem Räuber, der versuchte eine ältere Dame zu bestehlen, oder gar mit einem tätlichen Überfall, aber das Szenario, welches sich mir darbot, ließ mir überrascht die Kinnlade herunterklappen.

Sprachlos starrte ich auf den Kerl, welcher sich mit allen Vieren wie ein Affe an einen Baum klammerte, panisch in viel zu hohen Oktaven vor sich her kreischte und versuchte, sich immer weiter an dem brüchigen Holz nach oben zu ziehen. Als wäre dieses Bild nicht schon skurril genug, musste ich den drohenden Lachkrampf unter Anstrengung hinunterschlucken, als ich den Grund für seine Hysterie bemerkte.

Unter dem Baum stand niemand weiter als ein großgewachsener, schwarzer Hund, der aufgeregt mit dem Schwanz wedelte und in freudiger Erwartung den fremden Jungen beobachtete, den er scheinbar zu seinem neuen Spielgefährten auserkoren hatte.

 

Ich brauchte einige Sekunden um mich neu zu sammeln, ehe ich einige Schritte auf den Kerl zuging und fragte: „Hey, alles in Ordnung mit Ihnen?“

„Nein, verdammt! Nimm diese Bestie von mir“, stieß er wütend aus und drehte seinen Kopf leicht in meine Richtung, sodass ich die Schweißperlen sehen konnte, welche ihm unaufhörlich übers Gesicht liefen. „Bitte…“, fügte er etwas verzweifelt hinzu und ich wusste, dass er sich wahrscheinlich nicht mehr allzu lange halten konnte.

Ich stieß ein leichtes Seufzen aus und betrachtete den großen Hund vor mir etwas genauer. Er hatte ein schwarzes, kurzes Fell, spitzzulaufende Ohren, einen geraden Rücken und kräftig wirkende Muskeln.  Dieser Hund war zwar recht groß und hätte sicherlich genug Kraft mich einfach über den Haufen zu rennen, wenn er wollte, doch an der Art, wie er die Ohren anlegte und mit dem Schwanz wedelte, erkannte ich, dass von diesem Hund im Moment keine direkte Gefahr ausging.

Um den Hals trug er ein schwarzes, breites Lederhalsband, weshalb ich mir ziemlich sicher war, dass er seinem Besitzer vermutlich beim Spaziergehen weggerannt sein musste. Dass es sich bei dem Schreihals auf dem Baum definitiv nicht um den Eigentümer handelte, war schließlich mehr als offensichtlich. Doch auch als ich meinen Blick durch den überschaubaren Park schweifen ließ, konnte ich niemanden ausmachen, der irgendwo auf der Suche nach einem entlaufenem Hund sein könnte. Merkwürdig…

 

Der Vierbeiner hechelte fröhlich vor sich her und starrte geduldig zu dem fremden Kerl auf dem Baum, als ich einen leisen Pfiff ausstieß und begann mit der Zunge zu schnalzen um ihn auf mich aufmerksam zu machen.

„Komm her mein Junge“, rief ich und streckte ihm einladend die Hand entgegen. Der fremde Hund warf einen interessierten Blick in meine Richtung, beäugte die Hand, die ich ihm darbot und schien abzuwägen, ob ich ihm interessant genug war oder nicht.

Nach einem letzten Kontrollblick nach oben schien er die Warterei allerdings leid zu sein, kam langsam zu mir rüber getrottet und schnüffelte neugierig, ob ich irgendwo eine Leckerei für ihn versteckt haben könnte.

Vorsichtig streckte ich die Hand nach ihm aus, und als er weder zurückzuschrecken schien, noch feindlich reagierte, überbrückte ich auch den letzten Abstand und kraulte ihm mit der einen Hand am Kopf, während ich mit der anderen Hand nach dem schwarzen Halsband griff.

„So ist es brav“, lobte ich ihn und ließ meinen Blick noch einmal durch den Park schweifen. Doch noch immer konnte ich niemanden ausmachen, der womöglich auf der Suche nach einem entlaufenen Vierbeiner war.

 

„Hast du ihn?“, fragte der Fremde ängstlich und ich nickte ihm aufmunternd zu.

„Ja, ich hab ihn. Er tut Ihnen nichts, er ist ganz brav. Schauen Sie doch nur.“

„Brav? Von wegen! Diese Bestie hat mich angegriffen und anschließend durch den ganzen Park gejagt. Halt ihn einfach fest, damit ich hier endlich wieder runter kann“, meckerte er vor sich her und ich konnte lediglich die Augen verdrehen. Was für ein Weichei.

Es dauerte fast eine Minute, ehe der Mann es schaffte sich aus seiner luftigen Zuflucht zu befreien und als er endlich wieder mit beiden Beinen auf dem Boden stand, warf er dem Tier einen bösen Blick zu.

„Wurde ja auch mal Zeit, dass ich da runterkomme“, blaffte er vor sich her, doch noch ehe ich etwas erwidern konnte, stieß das schwarze Energiebündel vor mir ein tiefes Bellen aus, was den Typen beinahe dazu veranlasst hätte, erneut einen Satz auf den von ihm verhassten Baum zu machen.

Ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen, als er jedoch bereits herumwirbelte und schnellen Schrittes aus dem Park stürmte.

„Gern geschehen“, rief ich ihm trotzig hinterher und kraulte den Hund geistesabwesend hinter den Ohren. „Was ein dummer Idiot“, motzte ich mehr zu mir selbst, erntete dafür jedoch ein leises Schnaufen, ganz so, als wolle er mir zustimmen.

„Was machen wir denn jetzt mit dir?“, fragte ich ratlos, doch bemerkte ich in diesem Moment ein leises Klirren, das von seinem Halsband auszugehen schien. Ich kniete mich neugierig hin und als ich das schwarze Lederband etwas genauer untersuchte, fiel mir eine kleine, metallene Hundemarke auf, welche achtlos an dem großen Band herabbaumelte. Interessiert betrachtete ich das silberne Schmuckstück und las die verschnörkelte Gravur darauf. Alles, was darauf stand, war eine Telefonnummer und ein Name:

 

Demon

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