Der Morgen war ruhig und friedlich. Vögel zwitscherten, der noch frische Morgentau glitzerte im Schein der warmen Morgensonne und ein kleines Eichhörnchen krabbelte von einer dicken Eiche herunter, um an die Nuss zu gelangen, die es auf dem Boden erblickt hatte. Alles wirkte harmonisch und nichts schien diese Ruhe zerstören zu können. 

„NEIN!!!!“, schalte der laute Schrei einer Frauenstimme durch den Wald und durchbrach den morgendlichen Frieden. Dass diese Stimme mir gehörte, war mir einen Moment später schon fast wieder peinlich, denn ich beobachtete das kleine Eichhörnchen, das mich beim Klang meines lauten Aufschreis erschrocken ansah, panisch seine Nuss fallen ließ  und im Eiltempo wieder den Baum hinaufrannte, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. Armes Eichhörnchen, jetzt hatte ich ihm doch allen Ernstes das Frühstück versaut. 

„Was soll das heißen, nein?“, fragte mich Sasuke irritiert und lenkte somit meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Ich stöhnte genervt auf, widmete ihn jedoch keines Blickes. 

„Nein heißt eben nicht ja“, gab ich ihm zickig zur Antwort und ging unbeirrt weiter. Ich war zwar mittlerweile schon daran gewöhnt, dass meine Probleme in letzter Zeit immer etwas mit Sasuke zu tun hatten, doch darauf, dass diese Probleme jetzt schon am frühen Morgen anfingen, konnte ich getrost verzichten.

„Ich weiß gar nicht, wo schon wieder dein Problem liegt“, maulte er hinter mir rum und mir entwich ein resigniertes Seufzen. 

„Sasuke, du kannst nicht mit auf den Schulausflug kommen“, erklärte ich ihm nun schon zum gefühlten hundertsten Male und warf ihm einen strengen Blick zu. „Jedes Mal, wenn du bisher in der Schule aufgetaucht bist, hatte es irgendwelche schwerwiegenden Folgen oder Probleme für mich und glaub mir, langsam habe ich davon wirklich mehr als genug gehabt. Ich würde mich einfach mal über einen ruhigen, problemlosen Tag freuen.“

Seine Stimme klang motzig, als er sprach und entfernte sich mit jedem meiner Schritte etwas mehr von mir. „Ich mache ja nicht mal etwas.“ 

Ich warf einen kurzen Blick über die Schulter. Er war stehen geblieben und hatte sich an eine alte Eiche gelehnt, wie immer die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Da das Thema offensichtlich noch nicht beendet war, atmete ich einmal tief ein, blieb nun ebenfalls stehen und drehte mich zu ihm um. 

„Nur weil ein paar dumme Menschenweiber anfangen rumzuschreien und sich irgendwelchen Blödsinn in den Kopf setzen, bin ich jedes Mal der Böse“, sagte er missgelaunt und ich legte verwundert den Kopf schief. Schmollte er etwa? Der große, böse, arrogante Dämon schmollte? Ich konnte das Grinsen nicht verbannen, welches sich auf mein Gesicht schlich, denn ich fand den Anblick, wie er mit einer scheinbar coolen Haltung an dem Baum lehnte, jedoch demonstrativ den Kopf abgewandt hatte und beleidigt die Lippen schürzte, mehr als niedlich. 

„Es tut mir wirklich leid Sasuke“, beteuerte ich ehrlich, „Ich weiß ja, dass es keine Absicht ist, aber was glaubst du, was mit Ino und deren dummen ‚Freundinnen‘ abgeht, wenn ich dich da nun mit anschleppe. Alle wissen wahrscheinlich, dass du der Grund für den Streit bist und werden das als reine Provokation meinerseits sehen. Ich möchte die Sache einfach nicht schlimmer machen, als sie ohnehin schon ist.“ 

„Mir ist aber langweilig“, platzte es aus ihm heraus und er sah mich brummig an. Er tat mir wirklich leid, denn ich konnte mir vorstellen, dass es nicht besonders spannend war, den ganzen Tag alleine in meinem Zimmer abzuhängen. Ich überlegte gerade, wie ich ihn ein wenig aufheitern konnte, als mir die Idee kam. 

„Nun was hältst du davon: Ich gehe alleine auf den Ausflug und du bleibst hier. Du musst ja nicht die ganze Zeit im Zimmer bleiben. Geh spazieren, spiel mit Charlie, geh zurück in die Hölle oder was weiß ich. Und wenn ich wieder da bin, wäre ich bereit mir etwas zu wünschen“, versprach ich und sah ihn ermunternd an. Ich war mir sicher, dieses Entgegenkommen meinerseits würde ihn mehr als gnädig stimmen, jedoch zog er nur skeptisch eine Augenbraue hoch und schien zu überlegen, ob sich der Tausch: ‚Langeweile gegen einen weiteren Teil meiner Seele‘ lohnen würde. Plötzlich starrte er jedoch auf den Boden und begann merkwürdig mit den Füßen zu scharren.

„Vergiss es! Darauf fall ich nicht noch einmal rein“, zischte er und ich blinzelte verwirrt. Er dachte, ich wollte ihn reinlegen? Wie kam er denn darauf? Ich erinnerte mich jedoch an das letzte Mal, als ich ihm, in Panik davor Ino könnte ihn entdecken, versprach, mir am Abend etwas zu wünschen, nur um ihn schnellstmöglich loszuwerden und erstarrte.

„Nein, nein, so ist es wirklich nicht gemeint“, versicherte ich und wedelte ablehnend mit den Händen herum, „Das letzte Mal habe ich das wirklich nur versprochen, weil Ino in der Nähe war und ich dich schnell loswerden musste. Außerdem hatte ich da ja noch keine Ahnung wie die ganze Sache mit der Seele funktioniert und hatte Angst.“

„Und nun hast du die nicht mehr?“, fragte er immer noch nicht ganz überzeugt. Ich schüttelte mit dem Kopf und lächelte ihn ehrlich an. „Nein“, sagte ich aufrichtig und fügte kleinlaut hinzu: „Und ich habe auch kein Problem mehr damit, dir meine Seele zu geben.“

In weniger als einem Augenblick stand er plötzlich vor mir und sein Mund war zu einem selbstgefälligen Grinsen verzogen. „Tatsächlich?“, fragte er und kam mir dabei viel zu nahe. Die Röte schoss mir ins Gesicht und ich wich einen Schritt vor ihm zurück. „Dann wünsch dir doch jetzt schon etwas“, forderte er mich auf. 

Meine Handflächen begannen zu schwitzen und meine Atmung beschleunigte sich auf beunruhigende Weise. Was machte dieser Kerl schon wieder mit mir?

Ich schlug ihm mit einer Mischung aus Verlegenheit und Panik meinen Rucksack, den ich für den Schulausflug mitgenommen hatte, vor die Brust um etwas Abstand zwischen uns zu bekommen.

„Nein, ich muss zum Bus“, stieß ich unbeholfen als Antwort aus, machte auf dem Absatz kehrt und rannte los. 

„Heute Abend…“, hörte ich ihn hinter mir rufen und beim Klang seiner Stimme wusste ich, dass er immer noch breit grinste. Hilfe, was war nur mit mir los?

 

Der Schulbus hielt pünktlich wie immer vor unserem großen Schultor und während sich die überfüllte Menge unter lautem Geschrei, Gezeter und Gedränge gegenseitig aus dem Bus schubste, blieb ich noch einen Moment sitzen und betrachtete das Spektakel vor unserer Schule. Heute stand der berüchtigte Ausflug der elften Klasse an und es hatte sich bereits eine große Masse an Schülern vor dem Schultor gebildet, die versuchte, sich in den großen, blauen Reisebus zu drängeln. Ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit, denn auch wenn ich beschlossen hatte, von nun an selbstbewusster zu sein und mich von Ino nicht weiter fertig machen zu lassen, so bangte mir vor dem heutigen Tag.

Ich würde auf dem Ausflug wohl kaum Gelegenheit dazu haben, ihr und ihrem Gefolge aus dem Weg zu gehen und somit hoffte ich inständig, dass sie mir wenigstens heute meine Ruhe gönnen würden.

Seufzend erhob ich mich, trottete nun ebenfalls hinaus und reihte mich in die lange Schlange vor dem großen Bus ein. Während ich mich noch vor ein paar Wochen auf diesen Ausflug gefreut hatte, hielt sich meine Begeisterung nun ziemlich in Grenzen, doch ich versuchte den Unmut schnell wieder zu verbannen. Vielleicht würde ja doch alles besser werden, als zuerst angenommen…

 

Nach ungefähr 5 Minuten war ich endlich an der Reihe in den großen Doppelstockbus zu treten und mir entwich ein leises Stöhnen, als ich sah, dass nahezu alle Plätze bereits belegt waren. Das Glück schien in letzter Zeit nicht gerade viel von mir zu halten. 

Ich wollte mich gerade auf dem letzten freien Zweierplatz niederlassen, als ich jedoch heftig zur Seite geschubst und mir mein freier Platz direkt vor der Nase weggeschnappt wurde. 

Während ich innerlich kochte, blieb ich äußerlich ganz ruhig, versuchte das laute Gekicher zu ignorieren und suchte mir einfach einen anderen Platz. Als ich jedoch bemerkte, dass es nur noch einen einzigen freien Platz gab, verzog ich missmutig die Mundwinkel und ließ deprimiert die Schultern hängen. Ich setzte mich gezwungenermaßen und sah leicht angewidert meinen Sitznachbarn an. Neben mir saß niemand anderes als Taiyo Fujioka, ein dicklicher, schmieriger Junge von durchschnittlicher Größe und einem derart großem Ego, das locker für drei Personen gereicht hätte. Er warf mir einen gelangweilten Blick zu, fuhr sich durch die mit zu viel Gel nach hinten gekämmten Haare und biss ein großes Stück von seinen Schokoladenkeksen ab. Dass er dabei alles vollkrümelte, interessierte ihn offenbar herzlich wenig. 

„Ich hoffe du hast genug eigenes Essen dabei, denn du brauchst nicht glauben, dass ich meine Kekse mit dir teilen werde“, erklärte er schmatzend und vereinzelte Krümel fielen ihm dabei wieder aus dem Mund. Ich schüttelte nur angewidert den Kopf und betete, die Busfahrt würde schnell zu Ende gehen. 

 

Die Fahrt verlief relativ ruhig, wenn man von den Papierkügelchen, die mir in Abständen in die Haare flogen und dem lauten Gelächter absah, dass regelmäßig von den hinteren Plätzen zu mir vordrang. Ino saß die ganze Fahrt über mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf dem Platz, den ich eigentlich haben wollte und wann immer ich mich zu ihr umdrehte, blickte sie mir herausfordernd entgegen.  Auf dem Platz neben ihr saß Tenten, die den Blick abgewandt hatte und aus dem Fenster starrte, als bekäme sie die ganze Situation nicht mit. Ich hatte mich zwar mittlerweile mit Ino‘s Verhalten und ihren offenen Anfeindungen abgefunden, doch Tenten’s Verhalten war mir nach wie vor ein Rätsel. Sie war doch bisher immer vernünftig gewesen und hatte offen ihre Meinung geäußert, auch wenn sie damit ganz alleine dastand. Warum also stellte selbst sie sich nun so gegen mich? Aus Angst vor Ino? Schwer vorstellbar. Hatte Ino ihr vielleicht etwas Falsches erzählt und Tenten glaubte ihr mehr als mir? Nein, Tenten hätte nicht über mich geurteilt, ohne mich vorher selbst dazu zu befragen. Warum also verhielt sie sich so? Sie war doch offensichtlich genauso unglücklich mit der ganzen Situation wie ich…

Ich hörte erneut erstauntes Gekicher und warf einen kurzen Blick über die Schulter. Ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren beugte sich über Ino’s Sitz und wedelte aufgeregt mit einer Zeitschrift in der Hand herum. Ihr Name war Rin Takanashi und sie gehörte zu Ino’s neuen ‚Freundinnen‘. Ich konnte über diese Bezeichnung nur schmunzeln, denn Rin war vielmehr ein treuer Schoßhund, der zu allem ‚Ja‘ und ‚Amen' sagte, was Ino von sich gab. Mit wahrer Freundschaft hatte das wohl nicht viel zu tun, doch ich würde nicht weiter darüber urteilen, schließlich war ich bis vor kurzem nicht besser gewesen. 

„Schau nur Ino, schau nur. Ich habe mir heute Morgen die neue Cosmopolitan gekauft und hier steht, dass die Farbe dieses Sommers blau ist, wie du vermutet hast. Ist das nicht aufregend?“, erzählte sie wild zappelnd und ihre Stimme schnellte ein paar Oktaven nach oben, als sie ein entzücktes Quieken ausstieß. Tenten verdrehte angesichts dieser unnötigen Begeisterung für die Farbe des Sommers genervt die Augen und starrte wieder gelangweilt auf die Straße. 

„Aber Rin, hast du etwa an Ino’s Vermutung gezweifelt?“, fragte das rothaarige Mädchen, welches neben der Schwarzhaarigen saß, entsetzt und hielt sich künstlich schockiert die Hand vor den Mund. „Ich habe nicht eine Sekunde an Ino gezweifelt, schließlich hat niemand so viel Ahnung von Mode wie sie, nicht wahr Ino?“, fragte sie und warf Ino nun einen derart schleimenden Blick zu, dass ich die Befürchtung hatte, mein Frühstück würde mir jeden Moment wieder ‚Hallo‘ sagen wollen.

„Aber natürlich, Tayuya“, meinte Ino selbstgefällig und strich sich mit arroganter Geste durch die langen, blonden Haare, die sie wie immer zu einem hohen Zopf gebunden hatte. Ich wandte mich wieder ab und ließ meinen Blick an dem dicken Taiyo vorbei auf die vorbeieilenden Bäume schweifen. Bitte lieber Gott, lass diesen Ausflug einfach nur schnell vorbei gehen…

 

„…durch das wasserdurchlässige Gestein konnten sich im Laufe der Jahre diese Tropfsteine bilden. Sie bestehen aus Calcit, welches sich an sogenannten Sinterröhrchen anlagert. Dieses formt die Tropfsteine. Diese hängende Form, wie ihr sie hier seht, die von der Höhlendecke in Richtung Boden wächst, nennt man Stalaktit. Wenn wir später weiter rein gehen, werdet ihr auch noch die ein oder anderen Stalagmiten sehen, die vom Boden in Richtung Decke wachsen“, erklärte unsere Reiseführerin ruhig und zeigte dabei auf die von Lampen angestrahlten Tropfsteine. Ich genoss den atemberaubenden Anblick, der sich vor uns auftat und musste ehrlich zugeben nicht mit so einer Schönheit gerechnet zu haben. Es lag ein leichter Geruch von Salz in der Luft und das leise Plätschern von Wassertropfen wirkte ungemein beruhigend. 

Unsere Reiseführerin räusperte sich laut und lenkte somit unsere Aufmerksamkeit wieder auf sich. Sie war eine kleingewachsene Frau mittleren Alters, die kaum über die Masse an Schülern hinweggucken konnte. Ihre hellbraunen Haare hatte sie sich zu einem hohen Knoten gebunden und sowohl ihre Garderobe, als auch die kleine, schmale Brille, die ihr alle paar Sekunden von der Nase rutschte und erneut von ihr hinauf geschoben werden musste, ließen sie ziemlich streng erscheinen.

„Nun kommt bitte weiter, aber passt auf, wo ihr hintretet und bleibt immer auf den beleuchteten Wegen. Im Laufe der Zeit haben sich hier vereinzelte Löcher in der Gesteinsschicht gebildet und diese haben immer mehr an Größe zugenommen. Im Regelfall sind diese Erdlöcher abgesperrt, aber geht bitte kein Risiko ein und seid vorsichtig. Sollte einer von euch in ein Loch fallen, gibt es keine Garantie dafür, dass er sich nicht dabei das Genick oder diverse andere Knochen bricht, denn einige Löcher sind mehrere Meter tief. Ich möchte euch nicht unnötig Angst machen, aber seid einfach vorsichtig und entfernt euch nicht von der Gruppe“, Es klang eher wie ein auswendig gelernter Bericht, als eine ernst gemeinte Warnung, jedoch zeigten ihre monotonen Worte Wirkung, denn augenblicklich rückte die ganze Masse an Schülern um einiges näher zusammen. 

Widererwartend genoss ich die Besichtigung, kostete jede Sekunde in der großen unterirdischen Höhle aus und bestaunte die Schönheit des Naturschauspiels, das sich vor mir auftat. Sogar Ino und ihr nerviger Hofstaat waren für die Zeit in der Höhle vergessen und ich glaubte hier ewig verweilen zu können. Umso enttäuschter war ich, als die Führung nach zwei Stunden bereits wieder vorbei war. Ich hörte meine Mitschüler hinter mir über schmerzende Füße und andere Wehwehchen maulen, doch ich ignorierte die Masse geflissentlich. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ruhig noch eine Runde folgen können. Das helle Tageslicht brannte in den Augen, als wir langsam die Höhle verließen und ich musste mir schützend die Hand vor die Augen halten, bis sie sich an die grelle Mittagssonne gewöhnt hatten. 

 

Unsere Klassenlehrerin baute sich vor der versammelten Schülerschaft auf und brachte mit strenger Stimme auch die letzten maulenden Töne zum Schweigen. 

„Nun hört mal alle einen kurzen Moment zu“, rief unsere Lehrerin Kurenai und wedelte mit ihren Händen in der Luft herum. Kurenai gehörte eindeutig mit zu meinen Lieblingslehrern, denn sie war mit ihrem langen, schwarzen Haar, das ihr in schweren Wellen über die Schulter fiel, und den großen ungewöhnlich rot-braunen Augen nicht nur eine wahre Schönheit, sondern sie hatte für ihre Schüler immer ein offenes Ohr, war stets aufmerksam, ruhig und freundlich. Dafür bewunderte ich sie. 

„Damit ihr euch nach den zwei Stunden strammen Marsch in der Höhle wieder ein wenig erholen könnt, habt ihr jetzt eine Stunde Freizeit und könnt in der Zeit an den Strand gehen, der sich hinter diesem kleinen Waldabschnitt befindet“, erklärte sie und deutete auf das kleine Wäldchen zu unserer Linken. „Allerdings vergesst nicht, dass wir uns in einer Stunde wieder genau hier vor der Höhle treffen und seid bitte pünktlich! Schließlich ist im Anschluss eine kleine Schnitzeljagd geplant.“ Durch die Masse zog sich erneut ein lautes Geraune und Gemurmel und ich hörte einen Jungen genervt neben mir aufstöhnen: „Eine Schnitzeljagd? Wir sind doch keine kleinen Kinder mehr“, flüsterte er vor sich hin, doch Kurenais scharfen Ohren konnte er nicht entkommen. Sie warf ihm einen bitterbösen Blick zu und meinte: „Ganz genau! Gerade weil ihr keine kleinen Kinder mehr seid, empfanden wir es als angebracht eine kleine Schnitzeljagd mit kulturellem Hintergrund einzubauen. Aber wenn du dich ohnehin für alles zu alt fühlst, Kenta, darfst du deine freie Zeit auch gerne mit uns Lehrern verbringen. Kindisches Rumgeplänkel am Strand… sowas ist doch sicher nichts für einen erwachsenen Mann, wie dich, nicht wahr?“ Sie warf ihm ein verschmitztes Lächeln zu und dem dürren Kenta wich vor Schreck die Farbe aus dem Gesicht, sodass seine dunklen Sommersprossen wie deplatzierte Farbtupfer auf seinem bleichen Gesicht wirkten. Kurenai lächelte zufrieden bei dieser Reaktion und ließ ihren Blick über die restlichen Schüler wandern.

„Hat sonst noch einer was zu sagen?“, fragte sie zuckersüß und erntete einstimmiges Kopfschütteln. 

„Sehr gut. Dann genießt jetzt eure freie Zeit und behaltet die Uhr im Auge. Wir treffen uns hier in genau einer Stunde“, verabschiedete sie sich und allgemeiner Jubel durchzog die Masse. 

Ich jedoch konnte nur unter Mühe ein genervtes Stöhnen unterdrücken, denn nichts klang für mich derzeit unwillkommener, als gemeinsame freie Zeit am Strand mit Ino und Co. Dennoch trottete ich missmutig den Anderen hinterher und hoffte das Beste.

Am Strand angekommen bemerkte ich, dass der Strandabschnitt zwar nicht gerade groß war, es aber wenigstens eine eigene Strandbar gab. Zum Glück hatte ich also immer eine Möglichkeit, mich irgendwie zurückzuziehen. Etwas beruhigt zog ich mein Strandtuch aus dem großen Rucksack und breitete es in dem hellen Sand aus. Es war ein schöner, warmer Tag und eigentlich ideal für einen Strandausflug, aber trotz meines Vorhabens der Freundschaft mit Ino nicht mehr nachzutrauern, kam ich nicht umhin mir vorzustellen, wie es hier mit ihr gemeinsam gewesen wäre. Doch anstatt den Tag mit ihr und Tenten gemeinsam zu genießen, saß ich alleine auf meiner Decke und sah meinen ehemaligen besten Freunden dabei zu, wie sie lachten und Spaß hatten… Ohne mich…

Die aufkommende Einsamkeit, die in der großen Tropfsteinhöhle gänzlich verschwunden war, keimte in mir auf und ich kam nicht umher, mich wieder als ein Teil von Ino’s Welt vorzustellen. Doch wollte ich das wirklich? Wollte ich wieder eine kleine Marionette in den Händen von Ino sein, nur damit ich nicht alleine war? Die Antwort war klar: Das wollte ich nicht! Ich ermahnte mich selbst zur Ordnung und vertrieb die düsteren Gedanken aus meinem Kopf. Ich hatte schließlich bereits vorher gewusst, dass ich diesen Tag alleine verbringen würde und nun wurde ich beim Anblick meiner alten Freunde sentimental… Es war nicht Ino’s Freundschaft, die ich wollte, sagte ich mir. Es war nur einfach der Wunsch nach Zugehörigkeit! Ich wollte einfach nur wieder ein Teil von etwas sein, nicht mehr allein, das war alles. Das Chaos in meinem Kopf schien langsam wieder die Überhand zu gewinnen und in solchen Momenten kannte ich nur ein Mittel um mich zu beruhigen: Ablenkung! 

 

Ich kramte in meiner Tasche nach meinem Buch, das ich mir zum Zeitvertreib eingepackt hatte und hoffte, das Lesen würde mich auf andere Gedanken bringen. Ich blätterte ein paar Seiten in dem dicken Taschenbuch herum, als mich eine freundliche Stimme aufschrecken ließ.

„Hi du. Was machst du denn hier so ganz alleine?“, hörte ich eine männliche Stimme fragen und blickte verwundert auf. Vor mir stand ein großgewachsener Junge mit blonder Stachelfrisur, leuchtenden blauen Augen und einem breiten Grinsen im Gesicht. 

„Sprichst du mit mir?“, fragte ich verwundert und sah ihn irritiert an. Er musterte mich verwirrt, ehe er sich skeptisch umsah.

„Ich sehe hier sonst niemanden, außer dir“, meinte er und musste lachen. „Wie heißt du denn?“, fragte er und ich kam nicht umher sein Lächeln zu erwidern. Er strahlte eine große Herzlichkeit und Wärme aus. Das gefiel mir. „Sakura Haruno“, sagte ich und er nickte. „Sakura also. Ich bin Naruto. Naruto Uzumaki“, stellte er sich nun auch vor und zeigte breit grinsend mit dem Daumen auf sich.

„Also Sakura, dann sag mir mal, was ein hübsches Mädchen wie du hier so ganz alleine macht“, forderte er mich auf, jedoch zuckte ich nur mit den Schultern. „Ich bin gerne allein“, log ich. Offensichtlich nicht sehr überzeugend, denn er zog fragend eine Augenbraue hoch und deutete plötzlich auf den Platz neben mich. „Darf ich mich setzen?“

Ich zuckte erneut gleichgültig mit den Schultern, während meine innere Stimme heimlich in Jubelschreie ausbrach. Ich wusste nicht, was dieser fremde Kerl von mir wollte, aber er leistete mir vorerst Gesellschaft und alles war besser, als hier alleine zu sein.

„Streit mit deinen alten Freunden, was?“, fragte er mich plötzlich, deutete dabei auf die Gruppe um Ino und grinste mich wissend an. Mir entglitten vor Schock die Gesichtszüge. Woher wusste er von dem Streit? Als könnte er meine Gedanken lesen, meinte er: „Naja du hast die ganze Zeit so sehnsüchtig darüber gestarrt, da hab ich einfach angenommen, dass ihr mal Freunde wart, aber die Tatsache, dass du nun hier alleine sitzt und behauptest gerne alleine zu sein, spricht sehr für einen Streit“, erklärte er. Ich starrte ihn mit offenem Mund an, denn er hatte mit seiner Vermutung einen Volltreffer gelandet, noch bevor er mich wirklich kannte. Erstaunlich. 

„Nun lass den Kopf nicht so hängen, Sakura. Es ist ein wunderschöner Tag und ich kann es nicht ertragen, wenn ein hübsches Mädchen, wie du, hier so ganz allein mit traurigem Gesicht rumsitzt. Lächel doch mal“, forderte er mich auf und strahlte mich weiter mit seinem fetten, ansteckenden Grinsen an. Ich konnte, oder vielmehr: wollte einfach nicht verhindern, dass sich auch auf meine Züge nun ein Grinsen schlich. Seine Herzlichkeit war durch und durch ansteckend und ich hätte nicht gedacht, dass es jemanden gab, der mich so schnell aufheitern konnte.

„Siehst du, so wollte ich das sehen“, meinte er zufrieden und grinste über beide Ohren.

 

„Sieh einer an, die Breitstirn hat einen Freund gefunden“, unterbrach uns plötzlich eine spöttische Stimme und als ich aufsah, sah ich Rin und Tayuya vor uns stehen. 

„Was wollt ihr?“, fragte ich gelangweilt und schenkte ihnen nur einen müden Blick. Ich hatte keine Lust mich wieder mit ihnen zu streiten.  „Was WIR wollen? Die bessere Frage wäre wohl, was DU hier willst. Als wäre es nicht genug, dass du unserer Ino den Freund ausgespannt hast, hast du auch noch die Dreistigkeit hier so seelenruhig zu sitzen und rumzuflirten. Du bist nicht mehr als ein dreckiges Flittchen. Verzieh dich einfach“, meinte Rin grinsend und machte eine ausladende Handbewegung. Ich hatte Ino den Freund ausgespannt? Was redeten die da? Sasuke war nie ihr Freund gewesen. Ich wollte gerade zu einer Verteidigung ansetzen, als jedoch Naruto aufsprang und sich wie ein Löwe vor den beiden Mädchen aufbaute. 

„Was seid ihr denn für blöde Gänse? Taucht hier einfach auf, redet dummes Zeug daher und beleidigt sie. Seht lieber mal zu, dass ihr euch verzeiht, bevor ich meine guten Manieren vergesse“, keifte er laut und die beiden machten merklich einen Schritt zurück. 

„Oh, Sakura hat einen Wachhund gefunden, der sich für sie prügelt, alle Achtung! Keine Sorge, wir nehmen dir dein Pausenbrot heute nicht weg“, witzelte Tayuya, schien jedoch sichtbar eingeschüchtert von ihrem gegenüber zu sein.  Ich erschrak heftig, als Naruto plötzlich meine Hand ergriff und mich mit einem Ruck auf die Beine zog.

„Komm Sakura, wir gehen woanders hin. Bei dem Anblick hier wird mir schlecht“, verkündete er, ließ Rin und Tayuya mit entsetzten Gesichtern zurück und zog mich einfach mit sich mit. Er führte mich in den Wald, der sich um den ganzen See zog und erst nach gut fünf Minuten Fußmarsch ließ er meine Hand los und blieb langsam stehen. 

Ich war aufgewühlt, absolut verwirrt und erschrocken. Ich kannte diesen fremden Jungen überhaupt nicht, warum also nahm er mich, eine Fremde, einfach so in Schutz? Woher wollte er wissen, dass ihre Beschimpfungen und Beschuldigungen nicht gerechtfertigt waren? Und warum musste er mich durch den halben Wald zu einem Ort zerren, von dem ich alleine wahrscheinlich nie wieder zurückfinden würde? Seit der Sache mit Sai war ich vorsichtiger geworden, doch trotz meiner großen Skepsis und Verwirrung weigerte sich irgendetwas in mir ihm schlechte Absichten zu unterstellen. Was war das nur für ein merkwürdiges Gefühl von Vertrautheit, das ich in seiner Gegenwart verspürte? 

Mein verwirrter Verstand versuchte einen vernünftigen Satz zu formulieren und ich wollte ihn gerade fragen, was das alles sollte, als er sich ruckartig zu mir umdrehte. Sein Gesicht hatte die Röte einer gut gereiften Tomate angenommen und er grinste mich entschuldigend an.

„Tut mir leid, Sakura, ich wollte nicht so… aufbrausend reagieren, nur manchmal geht einfach mein Temperament mit mir durch. Und wie sie dich da angegriffen haben…. Ich weiß, ich kenne dich eigentlich nicht, aber das hat mir einfach nicht gefallen und ich wollte dich in dem Moment einfach nur… beschützen… irgendwie…“ Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und schien nach weiteren Erklärungen zu suchen, als ich jedoch plötzlich in schallendem Gelächter ausbrach. Ich lachte laut, mit ganzer Kraft, mit ganzer Seele und mit ganzem Herzen. Ich konnte nicht einmal erklären, warum ich so lachen musste, doch die ganze Situation, so ironisch sie auch war, machte mich unheimlich glücklich. Ein Junge, der mich nie zuvor gesehen hatte, setzte sich nach ein paar Sätzen derart für mich ein, während die Menschen, die mich jahrelang und mittlerweile in- und auswendig kannten, nicht einmal einen aufbauenden Blick für mich übrig hatten. Und trotzdem machte es mich glücklich, zu wissen, nach all den Wochen nicht mehr ganz alleine zu sein.

Ich wischte mir eine Lachträne aus dem Auge und sah Naruto an, der mich mittlerweile mit einem Blick betrachtete, als würde er jeden Moment die Männer mit der Zwangsjacke anrufen. 

„Ich danke dir Naruto“, sagte ich aufrichtig und schenkte ihm mein schönstes Lächeln. „Auch wenn ich anfangs etwas überrumpelt von deinem Einsatz war, so macht es mich dennoch unglaublich glücklich, dass sich plötzlich jemand einfach so selbstlos für mich einsetzt. Das ist ein Gefühl, dass ich schon lange Zeit nicht mehr erlebt habe, daher danke ich dir“, erklärte ich ihm und auch er erwiderte nun das Lächeln. Egal was heute noch kommen würde, der Tag hatte sich für mich bereits gelohnt, denn mit seiner überstürzten, aber dennoch aufrichtigen Handlung hatte er mir Mut gemacht und in mir etwas entfacht, das schon die ein oder andere große Persönlichkeit wieder aus der Verzweiflung gerissen hatte. Hoffnung…

 

„Von wo kommst du eigentlich, Naruto? Lebst du hier?“, fragte ich ihn interessiert und stellte mir vor wie es wäre an einem Ort wie diesem zu wohnen... Der Blondschopf verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schien zu überlegen. „Zur Zeit schon…“, murmelte er und ich legte verwirrt den Kopf schief. Was hieß ‚zur Zeit‘? 

„Du meinst du musst häufig umziehen? Wegen deinen Eltern?“ Er schüttelte jedoch nur den Kopf und meinte  gleichgültig: „Ne, ich hab‘ keine Eltern.“ Ich biss mir bestürzt auf die Lippe und meine innere Stimme tobte in meinem Kopf und schalte mich für mein fehlendes Taktgefühl. Ich wollte gerade eine angemessene Entschuldigung hervorstammeln, als er mich jedoch selbstsicher angrinste. „Nun guck doch nicht so, ist schon okay. Meine Eltern sind gestorben, als ich noch ein Baby war. Hab‘ sie also nie wirklich kennengelernt. Es macht also nichts, ich bin nichts anderes gewohnt.“ Ich glaubte ihm seine belanglosen Worte nicht, beschloss aber  nicht darauf herumzureiten und das Thema zu wechseln. Es war eindeutig zu früh um in alten Wunden herumzubohren.  

„Gehst du dann hier irgendwo zur Schule?“, versuchte ich das Thema zu wechseln, allerdings erntete ich dafür nur ungläubige Blicke, ehe er in schallendem Gelächter ausbrach. „Ich? In die Schule? Ne, dafür bin ich schon viel zu alt“, meinte er lachend und ich zog fragend eine Augenbraue hoch. Zu alt?

Ich betrachtete ihn nun genauer und bemerkte, dass er mit seinen kurzen, blauen Karo-Shorts, dem orangenem weitem T-Shirt und den braunen Sandalen wirkte wie ein australischer Surfer, der nur darauf wartete sich jeden Moment auf die nächste Welle werfen zu können. Er war vielleicht einen halben Kopf größer als ich, wirkte aber ansonsten nicht gerade älter. Mit gerunzelter Stirn wollte ich ihn gerade fragen, wie alt er eigentlich war, als plötzlich starker Wind aufkam und eh ich mich versah, wurde Naruto mit großem Schwung gegen den nächsten Baum geschleudert. Ich schrie panisch auf und suchte die Umgebung mit meinen Augen nach unserem Angreifer ab. Jedoch klappte mir einen Moment später entgeistert der Mund auf, als ich neben mir Sasuke stehen sah, der mit bitterbösem Blick Naruto fixierte.

„Sasuke? Was soll das? Was machst du hier?“, fragte ich fassungslos und Wut keimte in mir auf, da er sich offensichtlich mal wieder nicht an Absprachen halten konnte. 

Ich sah zu dem Baum, gegen den Naruto einen Moment zuvor geschleudert wurde, musste aber überrascht feststellen, dass er bereits wieder auf den Beinen war und nun Sasuke’s Blick wütend erwiderte. 

„Was soll das Uchiha?“, fauchte er aufgebracht und ich sah verwirrt zwischen den beiden hin und her. „Ihr kennt euch?“, fragte ich ratlos, jedoch ignorierten mich beide geflissentlich.

„Was das soll?“, zischte Sasuke gefährlich und seine Augen waren dabei zu Schlitzen verengt, „Das frage ich wohl eher dich, Uzumaki. Dieses Mädchen hat einen Vertrag mit mir und erzähl mir nicht, dass du das nicht weißt. Du hast ganz sicher das Siegel erkannt.“ 

Naruto streckte ihm herausfordernd das Kinn entgegen.  „Klar weiß ich das. Ich musste das Siegel nicht einmal sehen um das zu erkennen. Sie ist schließlich total von deinem widerlichen Wolfsgestank eingehüllt“, brüllte er wütend zurück und noch bevor ich es aufhalten konnte, entwich mir ein empörtes: „Wie bitte?“ Hatte er gerade gesagt, dass ich nach Wolf stank? Ich versuchte ganz unauffällig den Kopf zu drehen und an meiner Schulter zu riechen, jedoch bemerkte ich in diesem Augenblick Sasuke’s wütenden Blick auf mir ruhen und erstarrte in meiner Bewegung. 

„Sag mal, bist du eigentlich total bescheuert? Erst lässt du dich von einem komischen Menschenkerl verprügeln und nun folgst du einem Dämon auch noch blind und naiv in einen verlassenen Wald. Stehst du etwa darauf dich von einer Scheiße in die nächste zu reiten, oder was?!“, blaffte er mich an und mir fiel vor Schock beinahe die Kinnlade herunter. Naruto war ein Dämon?

„Sag mal wie sprichst du überhaupt mit deinem Meister, Uchiha?“, brüllte Naruto zu uns herüber und wir sahen nun beide wieder in seine Richtung. „Mach dir nichts draus Sakura, er hatte noch nie sonderlich gute Manieren!“, fügte der Blondschopf mit einem breiten Grinsen an und ich bemerkte, wie Sasuke vor Wut erzitterte. „Halt dein verdammtes Maul“, sagte Sasuke gefährlich leise und auch seine Stimme zitterte vor Anspannung. „Es geht dich überhaupt nichts an, wie ich mit ihr rede und jetzt sag mir, was du willst. Dachtest du wirklich, ich würde einfach zulassen, dass du sie in diesen Wald schleppst und auffrisst?“ Meine Augen weiteten sich, als mein Gehirn begann, das Verstandene zu verarbeiten. Das war also seine wahre Absicht gewesen? Seine freundliche Art und sein Beistand gegen Rin und Tayuya… Das alles sollte nur vorgetäuscht gewesen sein? 

Ich erinnerte mich an mein erstes Aufeinandertreffen mit Sai und als dieser mir auch noch eine freundliche Seite vorgespielt hatte. Damals hatte ich gespürt, dass etwas Eigenartiges in der Luft lag, etwas Hinterhältiges, Böses… Doch warum überkam mich selbst jetzt nach der Erkenntnis, dass Naruto eigentlich ein Dämon war, kein schlechtes Gefühl? Müsste ich nicht eigentlich vor Angst schlottern, mich panisch hinter Sasuke verstecken und mich nun über sein Auftauchen freuen? Doch alles, was ich fühlte, war ein merkwürdiges Gefühl von Vertrauen. Ich vertraute diesem fremden Jungen! 

Ein leises Zischen lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf Naruto zurück, der ein paar Meter vor uns stand und wütend mit den Zähnen knirschte. „Red keinen Mist, du weißt ganz genau, dass ich Menschen nicht anrühre!“, sagte er und ein merkwürdiges Grinsen legte sich auf Sasukes Züge. „Achja stimmt ja. Es hätte wahrscheinlich auch etwas von Kannibalismus, nicht wahr? Du bist ja schließlich selbst ein halber Mensch.“ Sasukes Stimme triefte gerade so vor Arroganz und Abscheu und ich bemerkte, wie Naruto zornig die Hände zu Fäusten ballte. „Sei still“, fauchte er, doch Sasuke’s Grinsen wurde nur noch breiter. 

„Glaubst du wirklich ich würde mir etwas von dir sagen lassen, du dreckiger, kleiner Halbdämon? Was hattest du denn dann mit ihr vor?“, fragte er, doch anstatt zu antworten, wandte Naruto nur den Blick ab und scharrte unbeholfen mit den Füßen. Sasuke stieß ein verachtendes Schnauben aus, ehe er schon beinahe amüsiert meinte: „Sag bloß, du wolltest dich mit ihr anfreunden… Warum überrascht mich das nicht? Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm.“

„Halt’s Maul“, zischte Naruto leise. Seine Augen waren geschlossen, die Hände zu Fäusten geballt und seine Stimme zitterte vor unterdrücktem Zorn. Die Luft um uns herum knisterte vor Anspannung und mich durchzog ein ungutes Gefühl. Naruto, der vor wenigen Minuten noch so herzlich und fröhlich war, hatte sich nun in eine tickende Zeitbombe verwandelt, die jeden Moment zu explodieren drohte. Ich wandte mich an Sasuke und wollte ihn dazu bewegen, nun aufzuhören, doch noch bevor ich etwas sagen konnte, hatte dieser schon das gesagt, was lieber hätte ungesagt bleiben sollen.

„Du bist eben Abschaum, Naruto. Genauso, wie dein Vater…“

Plötzlich öffnete der Blondschopf seine Augen und ich zuckte erschrocken zurück, als uns die Grausamkeit, die von ihm ausging, ins Gesicht schlug. Seine blauen Augen hatten sich rot verfärbt und seine Pupillen sich zu vertikalen Schlitzen verengt. Von Naruto’s alter Freundlichkeit war nichts mehr übrig geblieben, denn nun war er eine Kampfmaschine, die darauf aus war, zu töten. Und sein Ziel war Sasuke…

 


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Kommentare: 5
  • #1

    Lucy (Donnerstag, 30 Juni 2016 13:53)

    Ursprünglich: Donnerstag, 26 November 2015 23:38
    Hey habe deine Geschichte mal durchgelesen und bin echt begeistert*_* Ich hätte echt nicht gedacht das sie so dermaßen toll ist*_* Bitte schreib schnell weiter, die Stelle war grad richtig spannend also das Ende meine ich^^ Und wieso erinnert mich die Stelle total nach Inuyasha^^

  • #2

    Lea (Samstag, 16 Juli 2016 01:09)

    Hallo
    Ich bins wieder. Lea.
    Endlich, nachdem heute bei mir die Ferien angefangen haben (also es ist ja schon nach Mitternacht :o, also gestern die Ferien angefangen haben), habe ich mir endlich die Zeit genommen auch diese FF von dir zu lesen.
    Und ich muss sagen ich finde sie genauso gut wie "Passion", von der ja heute schon das Finale kommt. Juhu. ich bin von beiden FFs unglaublich begeistert und beeindruckt. Du bist einfach die beste Autorin die ich kenne.
    Es ist auch in dieser FF wieder super spannend und ich will unbedingt wissen wie es weitergeht. Ich hoffe, dass nach dem Finale von Passion auch hier schnell wieder ein neues Kapitel kommt. Ich freue mich auf jeden Fall schon unheimlich darauf.


    Ganz Liebe Grüsse dein Fan Lea

  • #3

    Lea (Samstag, 16 Juli 2016 01:12)

    Edit: Sorry aber nochmal hallo, dass muss ich jetzt einfach noch loswerden. Ich sche jetzt grad noch bei Passion vorbei und was sehe ich= Das Finale ist schon da! Juhu juhu juhu eigentlich wollte ich ja langsam mal den Computer abstellen nachdem mir die Augen ein wenig schmerzen nach den angen super 6 Kapiteln aber das geht jetzt natürlich nicht. Ich muss jetzt einfach zuerst das Finale lesen, du wirst also gleich nochmal einen Kommi von mir bekommen. Bis dann und Liebe Grüsse

  • #4

    Vide (Samstag, 16 Juli 2016 01:34)

    Hallöchen Lea.^^
    Es freut mich sehr, wenn dir auch diese FF von mir gefällt. :)
    Awww, dein Lob ehrt mich wirklich sehr, dankeschön. xD Ich muss sicher noch viel lernen und mich verbessern, aber es freut mich, wenn dir meine Geschichten trotz allem schon so gut gefallen. :D
    Ja, du warst etwas schneller als alle anderen und hast das neue Kapitel schon entdeckt, wie ich sehe.^^
    Ich wünsche dir dann natürlich viel Spaß beim Lesen, auch, wenn es mir nun ziemlich leid tut, dass ich dir nun deinen kostbaren Schlaf koste. :o
    Ich hoffe, es lohnt sich für dich dann wenigstens.^^
    LG. deine Vide :)

  • #5

    Lea (Samstag, 16 Juli 2016 02:55)

    Hallöchen
    Na das ist doch klar, so gut wie du schreibst. :D
    Freut mich. Also viel kannst du wirklich nicht mehr lernen, wenn überhaupt etwas, du bist einfach schon sooo gut! :D Und deshalb gefällt es mir natürlich unheimlich.
    Jap und ich bin so unendlich froh darüber! :D
    Danke. (Hab ich jetzt zwar schon aber trotzdem danke ;) )
    Also das ist mir nun wirklich egal. 1. Ich habe Wochenende und Ferien., 2. Ich brauche nicht viel Schlaf., 3. Ich bin ein Nachtmensch., und. 4. Für deine Kapitel/Geschichten lohnt es sich IMMER, da ist mich alles egal, für die würde ich alles machen.

    Ich habe bei Passion natürlich auch schon einen Kommi dagelassen. :D


    Liebe Grüsse deine Lea