Es war nun bereits eine Woche her, seit Karin und ihre Magd an den Hof der Uchihas kamen und Sakura gewöhnte sich langsam an die Anwesenheit der beiden – noch fremden – Frauen. An was sie sich jedoch einfach nicht gewöhnen konnte, oder wollte, war die Tatsache, dass Karin nun Sasukes Verlobte war. Sakura wusste, dass ihre merkwürdige Beziehung mit ihm nun ein schieres Ende gefunden hatte und es zerriss ihr beinahe das Herz. Sie hatte gewusst, dass es falsch war, sich auf ihn einzulassen, denn für ihn war das Ganze nichts weiter gewesen. Ein kleines Abenteuer, aufregend, wild und leidenschaftlich.

Doch für sie hat sich dieses kleine Abenteuer zu mehr entwickelt. Ihr kleines, schwaches Herz war in seine Welt abgetaucht, hatte sich dort verirrt und wurde nun gewaltsam daraus verbannt. Sie hatte Gefühle für diesen Mann entwickelt, der zwar brutal, kaltblütig und gnadenlos war, jedoch auch gleichzeitig sanft, liebevoll und hemmungslos leidenschaftlich sein konnte.

Sie hatte ihn kennengelernt, einen Blick hinter die unnahbare Fassade des Kriegers geworfen und den Mann dahinter erkannt. Und beinahe hätte sie geglaubt, dass er ihre Gefühle verstehen, ja vielleicht sogar erwidern könnte.

Doch es war ein Traum, sonst nichts und nun, da sie mit der grausamen Realität konfrontiert wurde, glaubte sie den Boden unter den Füßen zu verlieren. Alles was blieb war die Erinnerung und eine Frage: Hatte er es gewusst?

Sakura hätte beinahe über sich selbst und ihre Naivität gelacht. Natürlich hatte er es gewusst. Verlobungen wurden zwar meist in Kindertagen von den Eltern arrangiert, aber dennoch kannte man wenigstens den Namen seiner Verlobten. Doch sie konnte nicht einmal wütend auf ihn sein, weil er sie getäuscht hatte. Die Schuld lag allein bei ihr.

Ihr stiegen wieder einmal die Tränen in die Augen und traurig blickte sie durch ihr kleines Zimmerfenster auf die rosanen Kirschblüten, die in voller Pracht auf den Kirschbäumen blühten. Sakura… Diesen Namen hatte man ihr gegeben, weil ihre Haare die gleiche Farbe wie die Kirschblüten hatten. Als kleines Kind hatte sie ihren Namen geliebt und jeden Frühling zusammen mit ihrer Mutter die Schönheit der Kirschblüten besungen:

 

‚Sakura, Sakura

Über dem Frühlingshimmel,

So weit das Auge reicht,       

Ist es ein Nebel oder Wolken?

Duft liegt in der Luft.

Gehen wir, gehen wir

Uns am Anblick erfreuen‘ [ein altes japanisches Volkslied - https://www.youtube.com/watch?v=XPGNqwT2N_Y für alle, die einmal reinhören wollen ;) ]

 

Sie hatte sich jedes Jahr gefreut, wenn sie dieses Lied hörte und insgeheim hatte sie es auf sich selbst bezogen, sich schön gefühlt, wie eine Kirschblüte. Doch noch nie hatte sie sich mit ihr so verbunden gefühlt, wie in den letzten Tagen. Denn Kirschblüten blühten nur für kurze Zeit und ehe man sich versah, waren die Blüten verwelkt und fielen leblos zu Boden. Die Schönheit war vorbei und während die Menschen unbekümmert weiterlebten und sich an den kommenden Kirschen erfreuten, hatten sie jede einzelne Blüte bereits wieder vergessen.

Sakura fühlte sich ähnlich. In der Neujahrsnacht hatte sie sich Sasuke zum ersten Mal hingegeben und in dieser Nacht war aus ihr, der kleinen Knospe, eine Blüte geworden, die jeden Tag an Farbe, Schönheit und Anmut zugenommen hatte. Doch nun war ihre Zeit vorbei und sie begann zu welken. Karin war an ihre Stelle getreten und niemand beachtete die kleine Blüte, die nun leblos am Boden lag. Bald würde auch sie vergessen sein.

Eine zarte Hand legte sich ihr auf die Schulter und Sakura zuckte erschrocken zusammen. Als sie sich umdrehte, sah sie durch einen Schleier aus Tränen liebliche blaue Augen, die sie mitfühlend ansahen. Wortlos strich Ino ihre Tränen mit dem Finger weg und zog die Rosahaarige tröstend an ihre Brust. Ino war in den letzten Tagen öfters bei ihr, nahm sie einfach in den Arm und wog sie tröstlich hin und her. Auch wenn die Blondine alles versuchte, damit Sakura sich besser fühlte, so kannte auch sie keine Worte, die die Schmerzen eindämmen konnten. Sie konnte nichts tun, außer einfach da zu sein.

„Ich bin eine Kirschblüte, Ino“, murmelte Sakura leise. „Ich musste erst aufblühen um zu erkennen, dass es mein Ende bedeutet. Und nun bin ich verwelkt und werde vergessen. Alles ist so… vergänglich.“

Ino sagte nichts, doch Sakura spürte ein leichtes Beben, das durch ihren Körper ging.

„Ja, alles ist vergänglich“, flüsterte die Blonde. Ihre Stimme war zart, fast ein Hauch: „Das ist die Lektion der Kirschblüte. Aber auch der Schmerz ist es. Er wird nachlassen, Sakura. Irgendwann…, das verspreche ich dir.“

„Weißt du, Ino, irgendwann lache ich vielleicht darüber, dass ich mal in Einen verliebt war, der mir nicht gehören konnte…. weil er mir nie gehört hat. Aber im Moment…“ Ihre Stimme versagte und ein Schluchzen entwich ihrer Kehle. Ino strich ihr sanft über die weiße Haube, denn es waren keine weiteren Worte nötig. Sie verstand und es tat auch ihr weh, es zu wissen.

 

Am Abend lief Sakura langsam über die Veranda. Auch wenn die Tage wärmer wurden und ein angenehmer Geruch in der sonst so stickigen Stadtluft lag, so waren die Nächte immer noch recht kühl, doch Sakura störte sich nicht daran. Das Kältegefühl, das sie einhüllte, zeigt ihr wenigstens, dass sie noch fühlen konnte, dass sie noch lebte. Ihr Blick glitt über den Vorgarten, den grünen Rasen und den kleinen Teich. Sie erinnerte sich daran zurück, wie er sie einfach gepackt und geküsst hatte. Damals war es lediglich ein Test gewesen, nichts Ernstes. Er hatte getestet, wie weit er bei ihr gehen konnte, wie sie reagieren würde und ihre Reaktion hatte ihm gefallen, hatte ihn herausgefordert. In diesem Moment beschloss er, dass sie ihm gehörte und er begann sein Spiel mit ihr zu spielen. Ein Spiel, das nur er gewinnen konnte.

Kopfschüttelnd wandte sie den Blick ab und versuchte die deprimierenden Gedanken aus ihrem Kopf zu verbannen. Ja, sie hatte Ino’s Fehler wiederholt, doch sie hatte Glück gehabt. Niemand wusste davon, was zwischen ihr und ihrem Herrn geschehen war und niemand würde es je erfahren. Außerdem hatte sie Ino. Die Blondine war die ganze Zeit für sie da, teilte ihren Schmerz, weinte stumme Tränen mit ihr und Sakura war ihr dafür dankbar.

Sie war ihr eine Freundin, obwohl sie vor einem Jahr selbst keinen an ihrer Seite hatte. Ino hatte all diese Last alleine tragen müssen und Sakura fühlte umso mehr mit ihr. Wie schwer musste es für sie sein, jetzt, wo sie mitansehen musste, wie sich ihre Geschichte wiederholte?

Ihre Gedanken wurden schier unterbrochen, als sie leise Schritte vernahm. Sie blickte auf und entdeckte Karin, die langsam in ihre Richtung über die Veranda schritt. Sakura verwunderte es, sie hier zu sehen, schließlich zeigte sie sich sonst äußerst selten außerhalb ihres Zimmers. Sie igelte sich regelrecht ein und nur ihre Magd Tayuya durfte zu ihr. Als Sakura einmal ihr Zimmer putzen wollte, wurde sie von Tayuya weggescheucht. Sie konnte sich dieses merkwürdige Verhalten der beiden Frauen einfach nicht erklären.

Sakura wich zur Seite um ihrer neuen Herrin den Weg freizumachen und senkte demütig den Kopf. Karin lief jedoch nicht wie erwartet an ihr vorbei, sondern blieb vor ihr stehen. Sakura erschrak, als sie plötzlich einen unangenehmen Druck um ihren Oberarm spürte. Karin hatte ihre rechte Hand um ihren Arm geschlossen und ehe Sakura sich versah, wurde sie von der Veranda geschleudert. Unsanft kam sie auf dem harten und leicht feuchten Boden auf und sah geschockt zu ihrer Herrin auf. Diese stand auf der Veranda über ihr, in einen dunkelgrünen Kosoden gekleidet und die Hände in die Hüften gestemmt. Ihre feuerroten Haare wehten leicht im Wind und ihr Gesicht war wutverzerrt.
„Komm mir nie wieder zu nahe, du dreckige, kleine Magd“, zischte sie und Sakura sah Hass in ihren roten Augen aufblitzen. Schnell nickte sie und senkte wieder demütig den Blick. Schnellen Schrittes lief Karin weiter, doch Sakura traute sich erst sich zu erheben, als ihre Herrin aus ihrer Sichtweite verschwunden war. Eine angsteinflößende Frau.

 

Ziemlich verwirrt und verängstigt ging Sakura in ihr Zimmer zurück. Sie erwartete, dort Ino anzutreffen, allerdings war es Hinata, die ihr einen verwunderten Blick zuwarf, als sie den Raum betrat.

„Guten Abend Hinata“, grüßte Sakura freundlich, erntete jedoch nur einen gleichgültigen Blick.

„Guten Abend“, flüsterte Hinata, allerdings war es ihr anzumerken, dass sie mehr aus Höflichkeit als aus Freundlichkeit antwortete. Sakura ließ es darauf beruhen. Es tat ihr zwar Leid, dass Hinata sich von ihr verraten fühlte, nur weil sie sich mit Ino angefreundet hatte, doch ändern konnte sie es leider nicht. Wie an jedem Abend ging Sakura auf den Wandschrank zu und nahm einen Futon für sich und einen für Ino heraus, die sie an der Fensterseite ausbreitete. Es war nun ihr Stammplatz geworden, während Hinata immer an der Wandseite schlief. Karins Magd Tayuya dagegen schlief einfach in der Mitte des Raumes und hielt sich auch nur zur Schlafenszeit in diesem Zimmer auf. Sakura fragte sich, was Tayuya wohl für ein Mensch war, denn kennenlernen und sich mit ihr unterhalten, konnte sie bisher noch nicht. Ob sie vielleicht Freunde werden konnten?

In diesem Moment wurde die Schiebetür geöffnet und Sakura schlug sich geschockt die Hände auf den Mund, während Hinata verschreckt: „Oh mein Gott“, murmelte. In der Tür stand Tayuya mit blutverschmiertem Gesicht. An ihrer Schläfe prangte eine Platzwunde, aus der noch immer Blut floss und auf der rechten Gesichtsseite verunstalteten vier blutige Kratzer ihre Wange. Während Sakura aufstand und Tayuya zur Hilfe eilen wollte, erklärte Hinata, dass sie einen Arzt rufen würde, doch Tayuya schüttelte panisch den Kopf.

„Nein, keinen Arzt…. Bitte“, wimmerte sie und das Sprechen fiel ihr sichtlich schwer.

„Aber Tayuya, du hast schlimme Wunden“, versuchte Sakura sie zu überzeugen, doch die Verletzte unterbrach sie barsch. „Mir geht es gut“, versicherte sie. „Das sind nur kleine Kratzer. Die heilen schon alleine.“

Hinata und Sakura tauschten einen kurzen Blick, jedoch nach kurzem Zögern nickte Hinata.
„Nun gut, wenn du nicht willst, dann werde ich wenigstens Verbandszeugs holen“, erklärte sie und eilte schon aus dem Zimmer.

„Wer hat dir das angetan, Tayuya?“, fragte Sakura vorsichtig, doch die Angesprochene antwortete nicht, sondern starrte ins Leere. Damit war das Thema wohl für sie abgeschlossen und Sakura wusste, dass weiteres Nachfragen nichts bringen würde. Als Hinata kurze Zeit später mit dem Verbandszeug zurückkehrte, half Sakura ihr Tayuya’s Wunden zu säubern und die Platzwunde notdürftig zu verbinden. Die Verletzte bedankte sich leise, legte sich jedoch nahezu sofort auf ihren Futon schlafen, als wäre nichts geschehen. Allmehlich erschlich Sakura die schlimme Vermutung, dass sowohl Karin als auch ihre Magd ein dunkles Geheimnis mit sich trugen. Doch sie fürchtete sich davor, es eventuell herausfinden zu müssen.

 

Der nächste Tag begann ruhig und jeder ging wie gewohnt seinen Aufgaben nach, als hätte es den gestrigen Vorfall nicht gegeben. Sakura stürzte sich nahezu auf ihre Arbeit, denn es hielt sie davon ab wieder in ihre Gedankenwelt und somit zu einem gewissen Sasuke abzuschweifen. Es brachte nichts sich weiterhin in Selbstmitleid zu suhlen, denn es würde die Zeit weder rückgängig machen, noch ihr ihre Gefühle nehmen. Sie konnte nur akzeptieren und vergessen, andernfalls würde der Schmerz eines Tages ihr kleines Herz verschlingen. Das Ablenken fiel ihr an diesem Vormittag überraschenderweise nicht einmal schwer, denn ihre Gedanken kreisten nahezu automatisch um eine gewisse rothaarige Herrin. Sakura wusste nicht, warum Karin ihr diese Abneigung entgegenbrachte, schließlich hatte sie nichts getan um sie zu erzürnen. Allerdings hatte sie schon am Tag ihrer Ankunft eine gewisse Feindseligkeit gezeigt, die sich scheinbar ausschließlich gegen sie als Mägde richtete. Ob es auch Karin gewesen war, die Tayuya verletzte?

Sakura wurde in ihren Gedankengängen unterbrochen, als sie einen Knall aus der Küche hörte. Um diese Zeit konnte sich nur Hinata dort aufhalten um das Mittagessen vorzubereiten und Sakura beeilte sich um zu sehen, was geschehen war.

„Hinata, was…“, begann sie, doch als sie einen Blick in die Küche werfen konnte, blieb sie augenblicklich im Türrahmen stehen und besah sich schockiert das Szenario. Vor ihr auf dem Boden lag der große Kochtopf, den sie sonst benutzten um Reis zu kochen, in einer großen Pfütze bestehend aus Wasser und Reis. Einige Porzellanschalen waren ebenfalls auf den Boden gefallen und in unzählige kleine Teile zersprungen. Hinata selbst stand in einer Ecke des Raumes mit gesenktem Blick und sich die gerötete Wange haltend, während vor ihr niemand anderes als Karin stand, die sich aufgebaut hatte wie ein Bär und sichtlich versuchte, die ohnehin schon zierliche und verängstigte Hinata einzuschüchtern.

„Du kleines Miststück, ich habe genau gesehen, wie du versucht hast etwas in das Essen zu mischen. Du willst mich loswerden, mich vergiften, gib es zu“, zischte sie und ihre Stimme klang wie die einer Schlange. Hinata schüttelte schockiert den Kopf und versuchte sich noch weiter in die Ecke zu drücken, um der wütenden Frau vor ihr zu entkommen.

„Das habe ich nicht, wirklich. Das war… nur Salz“, beteuerte sie, doch schlug Karin ihr im nächsten Moment wieder ins Gesicht.
„Du lügst“, schrie sie. „Das war Gift, ich weiß es. Aber du wirst es nicht schaffen mich zu vergiften. Das lasse ich nicht zu. Wenn du das noch einmal versuchst, wird dich etwas viel schlimmeres erwarten als der Tod, hast du das verstanden?“ Hinata nickte schnell und schien am ganzen Körper zu zittern. Mit einem Schnaufen wirbelte Karin herum und verließ die Küche. Als sie an Sakura vorbeiging, warf sie ihr noch einen vernichtenden Blick zu, ehe sie gänzlich verschwand. Sofort eilte Sakura auf Hinata zu, die mittlerweile an der Wand zusammengesackt war und bittere Tränen weinte.

„Oh mein Gott Hinata, ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Sakura besorgt, doch Hinata schlug ihre Arme, die sich tröstend um sie legen wollten, beiseite und starrte sie durch einen Schleier aus Tränen wütend an.

„Was geht dich das an? Hör auf mir vorzuspielen, dass du dich auch nur einen Deut für mich interessieren würdest und lass mich in Ruhe.“

„Aber Hinata, ich spiele dir nichts….“ Doch Hinata wollte Sakuras Beteuerungen nicht hören und war bereits aufgesprungen und weinend aus der Küche gerannt. Sakura ließ die Schultern hängen und begann traurig die Scherben aufzusammeln.

 

Nachdem Sakura Hinatas Arbeiten übernommen hatte und das Mittagessen vorüber war, nahm sie sich vor nach ihrer Freundin zu suchen. Es gab einige Missverständnisse zwischen ihnen, die Sakura nicht verstand. Sie hatte sich mit Ino angefreundet, aber das hieß doch nicht, dass sie Hinata nicht mehr mochte. Wieso dachte sie plötzlich so von ihr?

Als erstes wollte sie in ihrem Schlafraum nachsehen. Hier hielt sich Hinata normalerweise immer auf, wenn sie frei hatten. Doch als Sakura im Dienstmädchenzimmer ankam, war Hinata nicht da. Stattdessen traf sie auf Tayuya, die vor dem Fenster saß und verträumt nach draußen starrte. Als sie sie bemerkte, stand sie jedoch auf und wollte das Zimmer verlassen, allerdings streckte Sakura den Arm aus und versperrte ihr den Weg.

„Warte bitte, Tayuya. Ich muss mit dir sprechen, es ist wichtig“, erklärte sie. Tayuya schien nervös zu werden und trat von einem Fuß auf den anderen.

„Es tut mir Leid, Sakura, aber ich habe noch zu tun“, versuchte sie auszuweichen, jedoch schüttelte Sakura nur den Kopf.

„Hast du nicht“, meinte sie. „Es ist wirklich wichtig, Tayuya. Wir können uns doch setzen und einfach reden, ja? Bitte…“, fügte sie an. Die Braunäugige sah sie kurz an und schien zu überlegen, jedoch nickte sie schließlich.

„Nun gut“, murmelte sie und nahm wieder vorm Fenster platz. Sakura setzte sich zu ihr und kurze Zeit starrten beide Mädchen nach draußen und beobachteten die Kirschblüten, die sich einzeln im Wind bewegten.

„Es geht um Karin, nicht wahr?“, fragte Tayuya, allerdings klang es mehr wie eine Feststellung, als eine Frage. Sakura nickte.

„Sie ist kein böser Mensch, weißt du“, erklärte sie, „Eigentlich ist sie sogar richtig nett.“

„Sie hat dir das gestern Nacht angetan, ist es nicht so?“, fragte Sakura und Tayuya nickte langsam.

„Aber sie hat es nicht böse gemeint. Es war auch eigentlich meine Schuld. Ich hätte meine Aufgaben schon eher erledigen sollen. Weil ich mir so lange Zeit gelassen habe, dachte sie, ich würde ihr nicht mehr gehorchen. Ich nehme es ihr nicht übel.“

Sakura verstand nicht. Offensichtlich hatte Karin ihr einen schweren Gegenstand auf den Kopf geschlagen und ihr das Gesicht zerkratzt. Wie konnte so etwas nicht böse gemeint sein?

„Als sie klein war, hatte sie es nicht leicht. Ihr Vater war ein talentierter Samurai und daher oft im Krieg. Ihre Mutter hat sich lieber um schöne Kleidung und teuren Schmuck gekümmert, als um sie und somit blieb sie oft in Gesellschaft der Dienstmägde. Diese haben sie jedoch, trotz dass sie eine Adlige ist, oft wegen ihrer roten Haare drangsaliert. Man hatte sie ‚die Teufelin mit dem Höllenhaar‘ genannt. Wann immer eine der Mägde an ihr vorbeiging, wurde sie geschlagen, ihr wurden die Haare ausgerissen, sie musste selbst arbeiten wie eine gewöhnliche Magd und da es ihrer Mutter egal war, wurden die anderen Mägde auch nie bestraft. Ich lebte bereits seit meiner Kindheit als Magd und diente schon seitjeher Karin und ihrer Familie. Damals habe ich all diese Quälerei mitansehen müssen und sie tat mir unglaublich Leid. Aber eines Tages haben wir uns angefreundet...“ Ein kleines Lächeln schlich sich auf Tayuya’s Mundwinkel.

„Wir haben uns damals geschworen, dass wir immer zusammenbleiben und füreinander da sein wollen. Manchmal denkt sie, ich hätte den Schwur vergessen, aber das habe ich nicht. Das habe ich nie, denn sie ist meine Herrin und meine einzige Freundin. Doch sie hat Angst.  Angst, dass hier wieder alles von vorne anfängt. Aus diesem Grund hasst sie Dienstmägde.“

Sakura schluckte merklich, denn Karin’s Vergangenheit schockierte sie und beinahe hätte sie Mitleid mit ihr gehabt.
„Ja, es ist schrecklich, was deiner Herrin passiert ist, aber weder ich noch Hinata oder gar du haben uns ihr gegenüber falsch verhalten.“

„Nein, das habt ihr nicht, aber manchmal fühlt sie sich durch irgendetwas bedroht und dann handelt sie einfach. Sie will nie wieder zu einem Opfer werden.“

Sakura nickte. Sie verstand, dass niemand ein Opfer sein wollte, doch es war auch nicht richtig, deswegen andere zu einem Opfer zu machen.

„Dieses Mädchen… Diese Hinata, sie sieht einer Magd von damals verblüffend ähnlich. Ich befürchte, meine Herrin hasst sie daher besonders. Wir sollten dafür sorgen, dass Hinata und Karin sich nicht weiter sehen, andernfalls fürchte ich, dass irgendwann ein großes Unglück geschehen wird…“

 

Die Nacht war sternenklar und der vom Mond beschienene Garten hell erleuchtet, als Sakura auf der Veranda saß und ihre Füße sanft über das leicht feuchte Gras streichen ließ. Den ganzen Nachmittag hatte sie über Karin’s Geschichte nachgedacht und sie tat ihr Leid. Sakura wusste, wie es war, wegen seiner Haarfarbe begafft zu werden, allerdings hatte man sie nie deswegen schikaniert. Bisher hatte sie Karin für eine stolze, junge Frau gehalten, die sich ihrer Schönheit sehr wohl bewusst war, allerdings fragte sich Sakura mittlerweile, ob Karin überhaupt wusste, dass sie hübsch war. Ein Mädchen, das ihr ganzes Leben lang nur hörte, wie hässlich und furchtbar etwas an ihr war, konnte so ein Mädchen dann noch an sich selbst und ihre eigene Schönheit glauben? Vermutlich nicht.

Allerdings war es auch nicht richtig, dass sie ihre Wut und ihren Hass nun an Sakura und ihren Freundinnen ausließ und selbst Tayuya, die sie als ihre beste Freundin bezeichnete, war vor ihren Attacken und Ausbrüchen nicht sicher.

Um wen sich Sakura im Moment jedoch die größten Sorgen machte, war Hinata. Nach ihrem Gespräch mit Tayuya hatte sie das ganze Anwesen abgesucht, doch konnte sie Hinata nirgendswo finden. Zuerst hatte sie angenommen, Hinata wäre spazieren gegangen um sich zu beruhigen, doch da sie immer noch nicht zurückgekehrt war, konnte sie diese Annahme auch verwerfen. Andererseits wo konnte sie sein? Sakura wusste, dass Hinata eine zart besaitete Persönlichkeit hatte, doch konnte sie der Vorfall mit Karin derart mitgenommen haben, dass sie wohlmöglich weggelaufen war?

 

Sie erhob sich, um noch einmal in ihrem Zimmer nachzusehen, ob Hinata nicht vielleicht schon längst zurückgekehrt war. Plötzlich hörte sie einen leisen Schrei und fuhr herum. Sie war sich sicher, das Geräusch aus dem großen Raum mit den Heizkesseln gehört zu haben und schob vorsichtig die Tür beiseite. Es brannte eine alte Lampe im Raum, weshalb Sakura sicher war, dass jemand hier sein musste. Angestrengt versuchte sie zu lauschen, doch es blieb still. Neben einen der drei Heizkessel fand Sakura eine weiße Haube am Boden liegend und nahm sie leise in die Hand. Sie war sich sicher, dass es Hinata’s Haube sein musste, denn einzelne lange blau-schwarze Haare hingen noch in dem Stoff. Zwischen den beiden letzten Heizkesseln konnte Sakura ein leises Gewimmer hören, ehe eine Stimme zu sprechen begann: „Du dachtest wohl du könntest wieder gewinnen, Raisa. Aber diese Zeiten sind vorbei. Ich bin nicht mehr das kleine, schwache Mädchen. Ich lasse mir von dir nichts mehr gefallen.“ Sakura war sich sicher, dass die Stimme Karin gehörte. Doch wer war Raisa? Vorsichtig und darauf bedacht keinen Lärm zu machen, versuchte Sakura sich den Heizkesseln zu nähern ohne dabei entdeckt zu werden.

„Du mit deinem Haar, das die Farbe von Wasser hat, hast dich schon immer für etwas Besseres gehalten. Doch damit ist jetzt Schluss. Heute zeige ich dir, dass das Feuer das Wasser besiegen kann und du wirst dich nie wieder über mich lustig machen“, Karin sprach flüsternd, beinahe schon zischend, doch der bedrohliche Unterton war nicht zu überhören. Sakura hatte den zweiten Heizkessel erreicht und spähte vorsichtig in den kleinen Zwischenraum. An der Wand standen zwei Personen, eine davon war Karin. Sie hatte ihr den Rücken zugedreht und schien die zweite Person mit einer Hand gewaltsam an die Wand zu drücken. Beim genaueren Hinsehen erkannte Sakura Hinata, die unter Tränen hinter Karin stand und ab und an leise wimmernde Geräusche von sich gab. In der rechten Hand hielt Karin ein Messer, welches sie gefährlich langsam auf Hinata zubewegte. Sakura erinnerte sich an Tayuya’s Worte: ‚Diese Hinata, sie sieht einer Magd von damals verblüffend ähnlich. Ich befürchte, meine Herrin hasst sie daher besonders.‘

Hielt Karin Hinata etwa für diese Raisa? Sakura wusste, dass jetzt nicht mehr viel Zeit zum Überlegen blieb, nur noch zum Handeln. Andernfalls wird sich Tayuya’s Vorahnung, dass bald ein Unglück geschehen würde, noch in dieser Nacht erfüllen.

 

„Karin!“, sprach Sakura ihren Namen aus und ruckartig drehte die Angesprochene ihren Kopf in Sakura’s Richtung und der reine Wahnsinn sprach aus ihren Augen.

„Wie hast du mich genannt?“, fragte sie und ließ von Hinata ab. Sakura konnte Blut sehen, welches Hinata übers Gesicht lief. Anscheinend hatte Karin sie mit dem Messer bereits im Gesicht geschnitten oder sie zumindest gekratzt.

„Hast du mich gerade bei meinem Namen angesprochen? Wie kannst du es wagen, du dreckige kleine Magd?“, schrie sie und mit einem Satz war sie auf Sakura zugesprungen und riss sie mit sich zu Boden. Als Sakura sah, wie Karin’s rechte Hand mit dem Messer auf sie zuraste, schlug sie ihren Arm mit aller Kraft, die sie besaß gegen Karins Hand und hörte ein klirrendes Geräusch, als das Messer zu Boden ging. Aus dem Hintergrund hörte sie Hinata entsetzt ihren Namen rufen, als sie die Blauhaarige bereits neben sich sah.

Das war ein Fehler, denn beinahe augenblicklich richtete sich Karin’s Aufmerksamkeit wieder Hinata zu und mit voller Kraft versetzte sie ihr einen Schlag, der sie zu Boden beförderte. Sakura schien vergessen, denn einen Moment später, saß Karin bereits auf Hinata’s Becken und begann diese zu würgen. Panisch begann Sakura an Karin’s Armen zu ziehen, um Hinata aus ihrem barbarischen Griff zu befreien, doch Karin war zu stark. Eisern würgte sie die Blauhaarige weiter und all ihr Hass, ihre Wut und ihre Verzweiflung, die sich in den vergangenen Jahren in ihr aufgestaut hatten, schienen sich in diesem Moment freizusetzen.

Sakura wusste, würde nicht schnell Hilfe kommen, würde Hinata die heutige Nacht nicht überleben, doch weder Hinata’s fuchtelnde Gliedmaßen, noch Sakura’s stärkste Bemühungen Karin von ihr zu reißen, konnten die Rothaarige stoppen. Sakura holte tief Luft und begann mit all ihrer Kraft um Hilfe zu rufen.

 

Plötzlich spürte Sakura einen Luftzug, gefolgt von einem dumpfen Knall. Karin wurde von Hinata geschleudert und Sakura half ihrer Freundin sich aufzurichten, als diese panisch nach Luft schnappte und wieder begann ihre Lungen mit dem dringend benötigten Sauerstoff zu füllen. Anschließend sah sich Sakura nach Hinata’s Retter um und entdeckte Ino, die sich gerade aufzurappeln versuchte. Sie hatte sich mit all ihrem Gewicht gegen Karin geworfen und damit genug Kraft erzeugt um die Rothaarige von Hinata zu trennen.

Karin hob den Kopf um ihren neuen Angreifer anzusehen, verengte allerdings die Augen zu Schlitzen, als sie Ino erkannte.

„Du!“, zischte sie und war schneller auf den Beinen, als Sakura es ihr nach diesem Zusammenprall zugetraut hätte. Sie stürzte sich auf Ino, doch diese schien vorbereitet zu sein und wich ihr mit einer schnellen Bewegung aus. Karin ließ ein wütendes Fauchen hören, ehe sie die Hände nach Ino ausstreckte und versuchte ihr mit ihren langen, spitz gefeilten Nägeln das Gesicht zu zerkratzen. Doch die zierliche Blondine schien mehr Kraft zu besitzen, als ihr dünner Körper zunächst vermuten ließ, denn sie wehrte jeden Schlag der Rothaarigen ab, teilte jedoch selbst keine Schläge aus. Es war offensichtlich, dass sie sich nur verteidigte, ihre Herrin jedoch nicht weiter verletzen wollte.

 

„Was ist denn hier los?“, Mikoto’s sonst so zarte, leise Stimme war laut und schrill, als sie den Raum betrat und versuchte das Gesehene zu verarbeiten. Sie sah zu der am Boden knienden Sakura, die eine blutende und schweratmende Hinata in den Armen hielt, dann zu Ino, die Kopf und Arme senkte und einen Schritt zurück ging und zu guter Letzt zu Karin, die sich innerhalb weniger Sekunden von einer rasenden Bestie zu einem weinenden Mädchen verwandelte.

„Mikoto, ich bin bestürzt. Als ich meinen abendlichen Spaziergang unternahm und die Schönheit des Gartens bei Nacht bestaunen wollte, haben diese Mägde mich in diese Kammer gezogen und mich angegriffen“, erklärte sie und wischte sich die Tränen von der Wange.

„Ist das wahr?“, fragte Mikoto und der liebreizende Blick, mit dem sie die Mädchen sonst bedachte, war aus ihrem Gesicht verschwunden. Ein strenger, vorwurfsvoller Blick war an seine Stelle getreten und nun bedachte sie jeden Einzelnen von ihnen damit.

Sakura senkte beschämt den Blick, denn sie wusste, es wäre egal, was sie sagen würden. Karin’s Wort stand gegen ihres und drei kleine Dienstmägde waren unbedeutend im Vergleich zu einer Adligen. Was würde man nun mit ihnen machen? Der Angriff auf seinen Herren war kein kleines Verbrechen, sie würden alle drei mit dem Tode bestraft werden, daran bestand kein Zweifel. Doch würde man sie lange Foltern, ehe man sie schließlich tötete? Die Richter waren für ihre Unbarmherzigkeit bekannt und selbst geringste Vergehen wurden oft mit dem Tode durch besonders grausame Hinrichtungsrituale bestraft. Wie schlimm musste also die Strafe für ein Verbrechen dieser Art sein?

Sakura hatte von qualvollen Foltermethoden gehört, die vor der Hinrichtung vollzogen wurden. Junge Samurai testeten so ihre Schwerter an den zum Tode Verurteilten und hackten sie in Stücke. Manche Verbrecher wurden bis zum Halse eingegraben und am Wegesrand zur Schau gestellt. Auf einer Tafel war ihr Vergehen nachzulesen. Jeder der nun vorbei kam, wurde aufgefordert den Hals mit einer bereitgestellten Säge ein kleines Stück anzusägen.

Doch diese Methoden gehörten noch mit zu den Sanftesten. Sakura hoffte auf einen schnellen Tod, denn die schlimmste Bestrafung für sie wäre, wenn man sie in ein Bergwerk als Sklavin schicken würde, in welchem sie sich zu Tode arbeiten musste. Die Arbeit selbst wäre nicht das Schlimmste, sondern die Taten, die andere Verurteilte dort mit ihr anstellen würden.

Plötzlich hörte Sakura leise Schritte und sah Ino, die sich neben sie stellte und Mikoto mit stolzem Blick ansah.

„Ich bitte um Verzeihung, Uchiha-sama, aber diese beiden haben nichts damit zu tun. Ich habe Karin-sama angegriffen und niemand sonst. Ich bin bereit meine Strafe dafür entgegen zu nehmen.“ Ino’s Stimme war klar, als sie sprach, als hätte sie keine Angst vor dem Tod und der Strafe, die für sie folgen würde.

 

„Ich bin enttäuscht von dir, Ino. Ich habe dir vor einem Jahr eine zweite Chance gegeben, weil ich Mitleid mit dir hatte, aber du scheinst meine Güte mit Füßen zu treten. Für heute werden wir dich im Keller einschließen und dich morgen den Samurai übergeben. Ich hoffe du weißt, was für ein Verbrechen du begangen hast“, erklärte Mikoto.

„Ja, Uchiha-sama“, sagte Ino und ging ihr entgegen. Jedoch nicht ohne Sakura noch einmal aufmunternd zuzulächeln. Sie wusste, dass Ino ihr damit Mut machen wollte, dass sie ihr Leben opferte, damit sie und Hinata leben konnten, doch sie hatte nicht um ein solches Opfer gebeten. Wie könnte sie eine Freundin einfach in den Tod gehen lassen?

Ruckartig stand Sakura auf und blickte Mikoto entschlossen entgegen. „Nein“, sprach sie. „Ino hat Karin-sama nicht angegriffen. Sie bereut ihren Fehler vor einem Jahr zutiefst und daher hätte sie sich soetwas nie gewagt. Sie versucht mit ihrer Handlung nur eine Freundin zu schützen. Mich zu schützen…“

Sie spürte sowohl Ino’s als auch Hinata’s geschockten Blick auf sich ruhen, doch sie würde keine Freundin freiwillig in den Tod schicken. Ino hatte in dem ganzen letzten Jahr bereits genug gelitten und war dennoch immer für sie da gewesen. Nun war es an ihr, für sie da zu sein und sich zu bedanken. Auch wenn es ihr das Leben kosten mochte.

 „Sakura?“, hörte sie Mikoto fragen, denn diese schien verwirrt.

Doch in diesem Moment erhob sich auch Hinata. Sie wirkte mitgenommen und strich sich mit dem Ärmel ihres grauen Kosoden das Blut aus dem Gesicht.

„Das ist nicht richtig“, flüsterte sie. „Das könnt ihr nicht machen. Das dürft ihr nicht“, beklagte sie und begann leise zu weinen.

„Es stimmt nicht, keine der beiden hat Karin-sama angegriffen. Sie haben mir nur geholfen…. Mir das Leben gerettet“, schluchzte sie und versuchte ihre Tränen abzuwischen, allerdings wollten sie einfach nicht versiegen.

„Wenn diese beiden nicht gewesen wären, hätte ich diese Nacht nicht überlebt. Ich habe nichts Falsches getan, aber dennoch hat Karin-sama mich angegriffen und wollte mich töten“, erklärte sie. Mikoto runzelte die Stirn und schien zu überlegen, ob sie Hinata’s Aussage Glauben schenken konnte.

„Du kleines Miststück. Wie kannst du es wagen, mich zu belasten?“, brüllte Karin und wäre in diesem Moment erneut auf Hinata losgegangen, wenn Mikoto sie nicht unterbrochen hätte.

„Karin!“, sagte diese, „Ich bin enttäuscht von dir Karin. Von einer jungen Dame und noch dazu von einer künftigen Uchiha, erwarte ich ein besseres Benehmen“, tadelte sie und wandte sich im Anschluss wieder Hinata zu.

„Ich glaube dir, Hinata. Du bist schon seit vier Jahren bei uns und ich habe dein Wort schätzen gelernt. Ich glaube dir, wenn du sagst, dass es sich so abgespielt hat. Ich werde euch morgen nicht an die Samurai übergeben“, gab sie zu und sowohl Sakura und Ino, als auch Hinata atmeten erleichtert auf.

„Aber Mikoto“, setzte Karin an, jedoch hob die Schwarzhaarige nur die Hand und brachte sie damit zum Schweigen.

„Aber… So wie die Umstände gerade liegen, kann und darf ich es nicht dabei belassen. Auch wenn ich nicht zulasse, dass man euch zum Tode verurteilt, so habt ihr eure Herrin dennoch verletzt. Leider sehe ich mich gezwungen, euch nicht länger in meinem Haus beschäftigen zu können. Denn mehr Vorfälle dieser Art können wir uns nicht leisten. Wir müssen an den Ruf unseres Hauses denken. Ich bitte euch noch heute Nacht eure Sachen zu packen und unser Haus zu verlassen.“

Die drei Mädchen blickten erschrocken zu Mikoto, die auf dem Absatz kehrt machte und verschwand, gefolgt von Karin, die den Raum mit einem triumphierenden Lächeln verließ.

„Was… was sollen wir denn jetzt nur tun?“, fragte Hinata verzweifelt und die Tränen begannen erneut ihr übers Gesicht zu rollen.

„Ich weiß es nicht, Hinata. Ich weiß es wirklich nicht.“ Den Mädchen blieb nichts anderes übrig, als noch in der selbigen Nacht ihre Sachen zu nehmen und das Anwesen der Uchiha zu verlassen. Auch wenn Sakura gerade einmal ein halbes Jahr bei den Uchiha’s gedient hatte, so kam es ihr doch vor wie eine halbe Ewigkeit und der Abschied fiel ihr nicht leicht. Doch ein jähes Ende bedeutete immer einen neuen Anfang. Ein neuer Anfang, ohne Sasuke, ohne die unerträgliche Qual mitansehen zu müssen, wie er mit Karin sein Leben verbrachte, aber auch ohne Arbeit und ohne ein schützendes Dach über dem Kopf.

Keiner wusste, was der Morgen bringen würde.

 


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