Als Sakura das Bad eingelassen hatte, zog sie sich in ihr Zimmer zurück und wartete darauf, dass Hinata zurückkam. Diese jedoch ließ auf sich warten und als die Tür sich öffnete, trat zu Sakuras Verwunderung nicht Hinata ein, sondern die geheimnisvolle Ino. Diese schien über Sakuras Anwesenheit genauso überrascht zu sein, wie sie selbst, drehte sich abrupt um und verließ das Zimmer genauso schnell wie sie es betreten hatte. Sakura war über solche Aktionen seitens der Blonden nicht mehr verwundert. 

Lange Warten musste sie zum Glück nicht mehr, denn Hinata kam kurz nachdem Ino verschwunden war. 

„Ich habe gehört, du hast Sasuke-sama getroffen?“, sie formulierte es zwar wie eine Frage, aber es war viel mehr eine Feststellung. Sakura nickte.

„Sasuke-sama war schon lange nicht mehr hier. Es kann gut sein, dass wir in nächster Zeit etwas Außergewöhnliches zu tun bekommen. Mikoto-sama verwöhnt ihn gerne, sobald er da ist. Er ist einer der Berater unseres Shoguns Tokugawa Hidetata, zu mindestens habe ich das mal gehört.“

„Er ist gruselig…“, meinte Sakura plötzlich, zog die Beine nahe an ihren Körper und schlang die Arme um ihre Beine. „Er hat mich mit diesen schwarzen Augen angesehen, so…intensiv. Mir wurde ganz kalt und gleichzeitig heiß. Ich spüre diesen Blick immer noch in meinem Rücken.“ Sie begann zu zittern.

„Sakura…“ Als Sakura aufsah, bemerkte sie Hinatas besorgten Blick, aber es war nicht nur Sorge, sondern auch Beunruhigung und Skepsis. 

„Ja“, fragte Sakura, nun selbst beunruhigt, doch ihre Freundin schüttelte kurz leicht den Kopf, lächelte sie wieder freundlich an und schien wieder ganz die Alte zu sein. 

„Ach nichts, schon gut“, meinte Hinata, „Nun komm, Mikoto-sama wird nicht erfreut sein, wenn wir das Abendessen zu spät servieren.“ Sakura nickte und folgt Hinata nach draußen.

Es war erstaunlich, welche Ähnlichkeit zwischen dem jungen Uchiha und seinem Vater lag. Beide waren nun ich schwarze Kosoden gekleidet, hatten die Augen geschlossen und saßen mit verschränkten Armen vor dem teuren Mahagonitisch. Beide strahlten Gewalt und Macht aus. Sakura versuchte möglichst unbemerkt den Reis zu servieren, denn sie wollte nicht noch einmal zum Zielobjekt des Jüngeren werden. Jedoch öffnete dieser genau in dem Moment die Augen, als Sakura sich gerade vorbeugte um ihm seine Schüssel mit Reis zu servieren. Grün traf schwarz. Jedoch war Sakura nicht wie das letzte Mal an seinen Blick gebannt, sondern zog sich sofort zurück, senkte den Blick und nahm abseits des Tisches platz um zu warten, bis die Uchihas das Essen beendet hatten. Sakura fühlte sich sichtlich unwohl in ihrer Haut, da sie sich des stechenden Blickes des Mannes sehr wohl bewusst war. Sie atmete erleichtert aus, als das Essen beendet war, und sie sich mit dem Geschirr in die Küche zurückziehen konnte. Hinata bemerkte ihre bedrückte Stimmung sofort.

„Was ist passiert?“, fragte sie.

„Ich…ich weiß es nicht. Er ist so komisch…“

„Hat er dich wieder so angesehen?“ Sakura nickte. „Ach Sakura, du darfst dir dabei nichts denken. Du bist neu hier, er wird schauen, ob du deine Arbeit auch richtig machst.“

Sie hoffte, dass Hinata mit dieser Vermutung Recht behielt.

 

Die Enge war bedrückend. Sie hatte das Gefühl, dass die Wände immer näher rückten. Alles schwarz… Sie drehte sich. Einmal, zweimal… Doch nichts veränderte sich. Alles blieb schwarz. Sie wusste nicht wie sie hier her kommen ist, Geschweige denn was sie hier machte. Auch in ihren Erinnerungen fühlte sich alles schwarz an. Was war geschehen? War sie tot? 

Ein leises Geräusch, ein Keuchen und dann ein gleichmäßiges Atmen. Sie spürte es in ihrem Nacken. Ruckartig drehte sie sich um und blickte in zwei schwarze Augen. 

Schweißgebadet erwachte Sakura aus ihrem Alptraum und fuhr nach oben. Ängstlich sah sie sich im Zimmer um, aus Angst irgendwo die beängstigenden schwarzen Augen zu sehen, doch im Zimmer war nichts zu erkennen. Hinata lag friedlich schlafend auf ihrem Futon neben ihr und Ino hatte ihr wie üblich den Rücken zugedreht. Sakura atmete erleichtert aus und versuchte sich zu beruhigen. Als sich ihre Atmung langsam normalisiert hatte, legte sie sich wieder hin und zog die Bettdecke bis ans Kinn. Ihre Gefühle waren durch den Alptraum in Wallung geraten und nun stürzte alles über ihr hinein. Die Trennung zu ihren Eltern und der merkwürdige Sasuke mit diesen pechschwarzen Augen. Ihr traten die Tränen in die Augen und sie schluchzte heftig. Nachdem sie sich die Tränen mit dem Handrücken abgewischt hatte, erschrak sie heftig und hätte ihr jemand in dieser Situation nicht den Mund zugehalten, sie hätte geschrien. 

Als sie begriff, wer da vor ihr stand, setzte sie sich wieder aufrecht hin und sah in die eisblauen Augen Inos. Diese ließ sich keine Emotionen anmerken.

„Hast du was?“ Ino sprach die Frage eisig aus, so dass Sakura sich erst nicht traute zu antworten. Sie hörte Ino zum ersten Mal reden. Sie war zwar immer mit erhabenem Gang, hervorgestrecktem Kinn und eisigem Blick anzutreffen gewesen, aber Sakura hatte dennoch nie angenommen, dass auch das Wesen der Blonden so war. Scheinbar hatte Hinata Recht gehabt. Sakura schüttelte den Kopf.

„Nein und… ehm, also es tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe. Das war nicht meine Absicht.“ Die Blondine streckte plötzlich ihre Hand aus und hielt Sakura ein weißes Tuch vors Gesicht.

„Hier. Du hast doch geweint, oder?“, ausgesprochen klang es vielmehr wie eine Feststellung als eine Frage, aber Sakura nahm es kleinlaut entgegen, nachdem sie sich leise bedankt hatte. Ino nickte und erhob sich wieder. Sie ging wieder zu ihrem Futon und legte sich wieder mit dem Rücken zu ihr hin, aber nicht ohne noch einmal einen Blick in Sakuras Richtung zu werfen. 

Sakura starrte verwundert auf Inos Rücken. War sie gerade nett zu ihr gewesen? Das Mädchen, das nie mit jemanden sprach und jedem mit herablassendem Blick gegenüber trat, zeigte Nettigkeit ihr gegenüber? Vielleicht hatte sich Sakura getäuscht. Vielleicht hatten sich alle in Ino getäuscht und in ihr steckte eigentlich eine ganz freundliche Person. Sie musste nochmal mit Hinata sprechen! Mit viel Verwirrung und Überraschung schlief Sakura nun schon zum zweiten Mal an diesem Abend ein.

 


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